Wirtschaft

Hermès gegen LVMH – Krieg in der Welt des Luxus

Bernard Arnault, als Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH mit einem Vermögen von geschätzten 29 Milliarden Dollar reichster Mann Frankreichs und im weltweiten Forbes-Ranking auf Platz zehn, ist bei Hermès noch unbeliebter als eine gefälschte Kelly Bag. Seit längerem fliegen die Handtaschen zwischen den beiden bekanntesten Nobelhäusern Frankreichs tief, dieser Tage eskalierte die Fehde in gar nicht feinem Stil.

Arnault hat sich angeschlichen und will seinen imagemäßig stärksten Mitbewerber unbedingt schlucken. Wir sind kleiner, aber feiner und haben Super-Renditen. Doch das wird ihm nicht gelingen, die Familie hat jetzt eine Blockade aufgebaut“, gibt sich ein Insider des Tücher- und Taschen-Imperiums mit der Kutsche im orangen Logo gegenüber dem KURIER siegessicher.

Das Imperium von LVMH spannt sich von Mode (Louis Vuitton, Christian Dior, Marc Jacobs) über Champagner (Moët & Chandon) bis zu Weingütern (Yquem). Arnault will seine weltweite Führungsposition weiter ausbauen, zuletzt übernahm er den Uhren- und Schmuckhersteller Bulgari. Im Herbst 2010 sorgte er bei den Eigentümerfamilien des Konkurrenten Hermès für einen gewaltigen Schock. Mithilfe von Investmentbanken hatte er, getarnt über Swaps, die er sich gegen Aktien ablösen ließ, plötzlich mit einer Beteiligung von knapp 22 Prozent den Fuß im Hermès-Reich.

Auf der Hauptversammlung diese Woche teilte Axel Dumas, in sechster Generation Spross von Hermès-Gründer Thierry Hermès, kräftig aus. Die Beteiligung von LVMH sei „weder erwünscht noch wünschenswert“. Der 42-Jährige arbeitet mit neun weiteren Familienmitgliedern im Unternehmen und übernimmt 2014 von Patrick Thomas die Leitung. Der legte noch nach und wetterte vor den Aktionären: „LVMH hat sich mit betrügerischen Methoden Zugang zu unseren Aktien verschafft“.

Arnaults Stellvertreter Pierre Godé schoss umgehend zurück und reichte wegen dieser „inakzeptablen“ Aussage eine Strafanzeige samt Beteiligung als Nebenkläger ein. Der Hermès-Clan hat inzwischen einen Schutzwall aufgebaut und die Familienanteile in einer Holding mit gegenseitigen Vorkaufsrechten gebunkert.

Die französische Börsenaufsicht AMF verdonnerte LVMH vergangene Woche zu einer Geldstrafe von zehn Millionen Euro wegen der Vernachlässigung von Mitteilungspflichten. Die Beteiligung am Mitbewerber sei buchhalterisch verschleiert worden. Die Strafe zahlt Arnault locker aus der Portokasse. Das Geschäft boomt nach wie vor, der Gewinn legte 2013 um 12 Prozent auf 3,42 Milliarden Euro zu.