Wirtschaft

Herbert Stepic: "Da ist nichts Anrüchiges dabei"

KURIER: Herr Stepic, Sie sind 2013 als Generaldirektor der Raiffeisen Bank International wegen einer Selbstanzeige bei der Finanz zurückgetreten. Wie füllen Sie heute Ihren Tag aus?

Herbert Stepic: Viel weniger als früher arbeite ich nicht. Die erste Anfrage, ob ich als Consultant einen Job übernehmen will, kam zwei Tage nach meinem Rücktritt. Ich arbeite nun als selbstständiger Konsulent, sitze in diversen Aufsichtsräten, berate Politiker im Ausland, betreue Projekte für Länder, die EU-Fonds in Anspruch nehmen wollen.

Haben Sie es bereut, dass Sie zwischen 2003 und 2012 Einkünfte aus Kapitalvermögen nicht versteuert haben? Immerhin hat es Sie Ihren Vorstandsjob gekostet?

Ein schwerer Fehler war, dass ich meinen persönlichen Angelegenheiten zu wenig Priorität eingeräumt habe. Ich habe meine privaten Geschäfte über Berater abwickeln lassen und mich kaum darum gekümmert. Die Selbstanzeige erstattete ich aus Gründen der Vorsicht. Es ist bis heute nicht klar, ob und welche Erträge nachzuversteuern sind. Ich bin zurückgetreten, weil ich meiner Organisation keinen Nachteil erwachsen lassen wollte.

Wenn man eine Millionengage wie Sie kassiert hat, warum muss man dann noch Steuer optimieren?

Ich gebe zu, dass die Summen, die hier im Spiel sind, für den durchschnittlichen Österreicher sehr hoch sind. Ich bin Kaufmann. Steueroptimierung im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten ist für mich kein Fehlverhalten. Dass das für die Öffentlichkeit anders rüber kommt und für Medien eine tolle G’schicht ist, ist nachvollziehbar.

Es gibt gleich zwei Ermittlungen gegen Sie. Die Behörde hat auch Ihre Wiener Immobilieninvestments im Visier ...

Das ist ein ganz legales Geschäft der Wiener Privatbank, das Hunderte andere auch gemacht haben. Die Wiener Privatbank kauft gleich in ganzen Paketen Zinshäuser mit niedrig verzinsten Wohnungen und verkauft diese über Einzelgesellschaften an Anleger weiter.

Warum kaufen Sie niedrig verzinste Wohnungen? Wo liegt da das Geschäft?

Für Zinshaushändler ist es wichtig, Immobilien schnell weiter veräußern zu können. Das ist bei Wohnungen mit niedrigem Mietzins schwer. Daher wurde dieses Anlagemodell entwickelt. Als privater Anleger bin ich schon zufrieden, wenn die Immobilie an sich ihren Wert steigert, das schnelle Geld ist für mich nicht so wichtig. Der Wiener Wohnungsmarkt hat in den letzten Jahren stark zugelegt, das Modell war und ist daher für mich eine gute Anlagestrategie.

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Es gab aber auch eine Hausdurchsuchung?

Das war für mich völlig unerklärlich.

Wenn die Sache so klar ist, warum wittert dann die Staatsanwaltschaft kein legales Geschäft dahinter?

Mein Akt wurde aufgrund ständiger Medienberichte an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Das steht auch so im Anlassbericht. Nach dem Motto, wenn die Medien das schreiben, dann könnte was dran sein. Es ist leider in den letzten Jahren üblich, dass mediale Berichterstattung ausreicht, um einen Tatverdacht zu begründen. Ich gehe nicht davon aus, dass hier etwas zur Anklage kommt. Das Problem ist, dass ständig Akten öffentlich werden und dann tendenziös berichtet wird. Es gibt keine Möglichkeit, sich gegen diese Vorverurteilung zu wehren, das macht mich als Staatsbürger nachdenklich .

Wie schaut es mit den Briefkastenfirmen aus, die Sie ja zum Rücktritt zwangen? Hatten Sie das notwendig?

Ich habe keine Briefkastenfirmen. Ich habe Offshore-Gesellschaften im Zusammenhang mit meinen Wohnungskäufen in Singapur verwendet. Das ist üblich in Fernost. Warum? Jeder Kauf und Verkauf einer Liegenschaft muss ins Grundbuch eingetragen werden. Das dauert fallweise zwei bis sechs Monate. Wenn Sie eine Liegenschaft als einzigen Vermögenswert in eine Gesellschaft einbringen, kann man die Liegenschaft innerhalb eines Tages vermarkten. Da ist nichts Anrüchiges dabei. Und warum Offshore? Weil man das Konstrukt nicht mit hohen Kosten belasten will.

Sie habe eine Charity in den Ostländern ins Leben gerufen. Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Arbeit nur noch in den Dienst der gute Sache zu stellen?

Meine Frau wollte, dass ich mit 50 zum Arbeiten aufhöre und mich nur noch karitativen Aufgaben widme. Sie war immer der Meinung, dass ich ein talentierter Kaufmann bin und dieses Talent einer nachhaltigen Sache zur Verfügung stellen soll. Zu meinem 60. Geburtstag habe ich dann die Stepic CEE Charity gegründet. Sie wurde zu meiner Lebensaufgabe. Wir haben in neun Jahren 34 Projekte für Straßen- und Waisenkinder in Osteuropa verwirklicht. An das sollen sich die Menschen einmal erinnern, wenn sie den Namen Stepic hören.

Herbert Stepic (68): Unter seiner Führung wächst die Raiffeisen Bank International zu einer der größten Gruppen in Ost- und Zentraleuropa mit 54.500 Mitarbeitern. Im Mai 2013 ist er als Generaldirektor der RBI zurückgetreten. Es wird gegen ihn wegen möglicher Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit dem Wohnungskauf in Singapur ermittelt. Aber auch seine Wiener Immobilien-Deals stehen im Visier.