Wirtschaft

Hatte Begas-Bonze Beschützer in der Justiz?

Voraussichtlich im Sommer wird dem gefeuerten, langjährigen Begas-Boss, Rudolf Simandl, der Prozess gemacht. Seit 2012 ermittelt die Justiz. Simandl soll ein System an Malversationen aufgezogen haben, das seinesgleichen sucht. Die Energie Burgenland, die 2012 aus der Fusion von Begas und dem Stromanbieter Bewag entstand, hat aufgrund von Sonderprüfungen durch die Wirtschaftsprüfer PwC etliche Sachverhaltsdarstellungen bei der Justiz eingebracht. Der Verdächtigenkreis wurde ausgeweitet, ermittelt wird auch über die Grenzen Österreichs hinaus. Wegen des Verdachts von Untreue, Betrug, Vorteilszuwendung an Amtsträger und unrichtiger Bilanzierung.

Die Machenschaften hätten möglicherweise schon sieben Jahre früher aufgedeckt werden können. Dem KURIER liegt eine Anzeige (siehe Faksimile) vor, die am 11. Jänner 2005 bei der Staatsanwaltschaft Eisenstadt einlangte. Zwar anonym, doch mit detaillierten Hinweisen. Etwa über Pensionsauszahlungen an den Vorstand, die Anmeldung von Privatautos auf die Begas, Gutscheine für private Zwecke und private Essen auf Begas-Kosten. Die Anzeige dürften empörte Mitarbeitern verfasst haben.

Die Staatsanwaltschaft gab sich allerdings mit den Antworten von Simandl und seinem VP-Vorstandskollegen Reinhard Schweifer zufrieden und stellte das Verfahren bereits am 1. Juni 2005 ein. "Stimmt, es gibt diese anonyme Anzeige. Der Erhebungsauftrag wurde aus Beweisgründen eingestellt", bestätigt die Staatsanwaltschaft Eisenstadt.

Als der Begas-Skandal 2012 aufflog, wurde der Akt wieder hervorgeholt, das Verfahren gegen Simandl fortgeführt und in das neue Ermittlungsverfahren einbezogen. Wegen der Komplexität und der Schadenshöhe übergab Eisenstadt die gesamte Causa an die Korruptionsstaatsanwaltschaft.

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Insider wundern sich sehr und fragen, ob Simandl in der Eisenstädter Justiz Beschützer hatte. Der Begas-Chef war bis zum unrühmlichen Ende seiner Karriere ein einflussreicher Netzwerker. Es sei nicht erklärbar, warum die Anzeige, die konkrete Hinweise enthält, so rasch zu den Akten gelegt wurde. In einigen der 2005 angezeigten Punkte wird derzeit ermittelt. In der Justiz ist man sich über die seltsame Optik im Klaren. Allerdings sei es wesentlich leichter, wird argumentiert, auf der Basis von Betriebsprüfungen zu ermitteln als lediglich aufgrund einer anonymen Anzeige.