Wirtschaft

Handel: Konsumflaute, aber stabile Beschäftigung

Die Elektronikkette Niedermeyer ist Geschichte, die Drogeriemarktkette dayli pleite, die Unternehmerfamilie Koch hat ihre Kika/Leiner-Gruppe an einen südafrikanischen Konzern verkauft und die Familie Essl musste weiteres Geld in ihre Baumarktkette Baumax nachschießen. Die Handelslandschaft ist im Umbruch. „Großinsolvenzen gab es schon immer. Eine Häufung in der Zukunft würde ich nicht sehen“, kalmiert Peter Voithofer, Chef der KMU Forschung Austria.

Unterm Strich haben die Händler im ersten Halbjahr rund 26 Milliarden Euro netto umgesetzt, was einem realen Minus (nach Abzug der Inflation) von 1,8 Prozent entspricht. Auch in den beiden Jahren zuvor gab es keine Zuwächse mehr. Real konnten im ersten Halbjahr nur Händler von Schuhen und kosmetischen Erzeugnissen zulegen.

Minus für Baumärkte

Besonders schlecht lief es bei Baumärkten, denen der lange Winter das Blumengeschäft verdarb. Dann kamen weitere Wetterkapriolen. „Durch das verregnete Wetter im Juni blieb der Umsatz hinter den Erwartungen“, sagt eine Baumax-Sprecherin. Wie sich der Sonderrabatt von 20 Prozent für Betroffene des Hochwassers umsatzmäßig auswirkt, könne sie noch nicht sagen.

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Viele Händler setzen auf Rabatte. Laut Gabor Rose, Chef der Textilkette Jones, ist in weiten Teilen der Modebranche bereits fast das halbe Jahr über Ausverkauf – mit dem Effekt, dass Konsumenten ständig auf Ausverkäufe warten. Nur im März, April, September, Oktober und November werde noch relativ flächendeckend zu Normalpreisen verkauft, beobachtet der Branchenkenner. „So kann man nicht überleben und auch nicht glaubwürdig sein“, meint Rose. Er hält auch wenig davon, im Juli die ersten Daunenjacken ins Geschäft zu hängen. „Die Branche muss wieder lernen, wetterbedingt anzubieten.“

Über zu wenig Einkaufsmöglichkeiten kann man sich jedenfalls nicht beschweren. Mit knapp 50.000 Geschäften ist Österreich – was die Verkaufsfläche pro Einwohner betrifft – führend. Im Vorjahr kamen hundert neue Läden dazu – vor allem durch die Expansion internationaler Ketten. Trotz Insolvenzen wie jener von dayli geht Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch für heuer von einer stabilen Beschäftigungslage aus. Mit 280.600 Mitarbeitern ist der Handel einer der größten Arbeitgeber des Landes.