Wirtschaft

RBI schlägt sich wacker

Die Krise zwischen der Ukraine und Russland sowie die EU-Sanktionen haben Anleger offenbar das Schlimmste befürchten lassen. Die Aktie der Raiffeisen Bank International (RBI) fiel in den vergangenen Tagen sogar unter 20 Euro. Am Donnerstag schaffte es RBI-Chef Karl Sevelda mit der Vorlage der Halbjahreszahlen nicht nur, den Kursverfall zu stoppen, sondern ein regelrechtes Kursfeuerwerk zu entzünden.

Die RBI-Aktie kletterte um fast elf Prozent. „Die Investoren sind nun beruhigter und können das RBI-Risiko in der Ukraine und Russland besser einschätzen“, begründet Günter Hohberger, Analyst bei der Erste Group, das kräftige Plus der RBI-Aktie.

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Zum Feiern ist Sevelda dennoch nicht zumute. 80 Filialen betreibt die RBI-Tochter Aval in der umkämpften Region in der Ostukraine. Jeden Tag in der Früh telefoniert der RBI-Chef mit dem Bereichsleiter in der Ostukraine und entscheidet, welche Filialen aufsperren und welche nicht. „Die Sicherheit unserer Mitarbeiter steht dabei im Vordergrund“, betont Sevelda. 470 Millionen Euro an Krediten hat die RBI in der Ostukraine vergeben, für 140 Millionen Euro davon hat sie bereits Wertberichtigungen gebildet. Nicht nur der Verfall der ukrainischen Währung – die meisten Kredite wurden in Euro vergeben –, auch die Flucht vieler Bewohner des Gebiets macht es unmöglich einzuschätzen, wie viel dieser Kredite noch einbringlich ist. Im ersten Halbjahr hat die Aval Bank einen Verlust von 34 Millionen Euro nach 49 Millionen Euro Gewinn im Vorjahr geschrieben.

Stark in Russland

Trotz der Krise blieb Russland mit 212 Millionen Euro Gewinn (minus 17,7 Prozent) weiter der stärkste Ergebnisbringer für die RBI. Sevelda geht aber davon aus, dass der Anteil am Konzerngewinn künftig sinken wird. Andere Regionen wie etwa Polen sollen mehr beitragen.

Schwierig bleibt es für die RBI in Ungarn, wo wegen Banken-feindlicher Gesetze im Halbjahr 100 Millionen Euro Verlust geschrieben wurden. Dass der RBI-Konzern insgesamt den Gewinn um fast ein Viertel steigern konnte, liegt am guten Großkundengeschäft und dem verschärften Sparprogramm.

Schon vor Monaten wurde das laufende Sparprogramm verschärft. Statt der zuvor geplanten 450 Millionen Euro sollen die Kosten nun um knapp 600 Millionen gedrückt werden. Ein Stellenabbau gehört zu diesem Paket. Die Zahl der Mitarbeiter ging im Jahresvergleich um rund 1500 oder knapp drei Prozent auf 56.400 zurück.

Indes hat die RBI der russischen Sberbank 30 Filialen in Moskau abgekauft. Damit war aber keine Übernahme von Kundengeschäft verbunden. Es könnten noch einige Standorte mehr werden.

Der Deal für die 30 Niederlassungen lief schon voriges Jahr. Die Sberbank hat in Russland insgesamt rund 20.000 Filialen und wollte ihr Moskauer Netz etwas straffen. Ausgeschrieben waren 60 Filialen, Raiffeisen griff bei 30 zu. Über zwei Niederlassungen wird aktuell noch gesprochen, es könnte auch eine Handvoll mehr sein, hieß es am Donnerstag bei der Halbjahrespressekonferenz der RBI in Wien.

Weil die meisten dazugekauften Moskau-Filialen noch im Umbau, also nicht in Betrieb sind, sind sie auch nicht in den Russland-Zahlen zur dortigen RBI-Filialdichte enthalten. Auch die RBI in Russland selbst "optimiert" ihr Niederlassungsnetz. Trotzdem gibt es heuer mehr Standorte als letztes Jahr.

Ende Juni 2014 hatte die russische Raiffeisen 201 Geschäftsstellen (Ende Juni 2013: 190). Dort arbeiteten 8.486 (Vorjahr: 8.358) Mitarbeiter. Die Zahl der Kunden war in Russland zur heurigen Jahresmitte mit 2,757 Millionen um 13,4 Prozent höher als letztes Jahr um diese Zeit. Die Kundenkredite werden aktuell mit 10,3 Mrd. Euro beziffert.

Krim-Filialen verkauft

Ihre 32 Krim-Filialen hat die ukrainische RBI-Tochter Bank Aval heuer an eine Tochter einer russischen Bank verkauft. Den Käufer wollte der RBI-Vorstand weiter nicht nennen.

In der Ostukraine - in den Regionen Donetsk und Lugansk - hat die ukrainische RBI-Tochterbank 80 Filialen, davon waren gestern 28 geöffnet. Hier wird jeden Tag frühmorgens entschieden, welche Filialen aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben müssen. Die Bargeldversorgung in der umkämpften Region ist ein Problem.

In der Ukraine betrieb die RBI heuer zur Jahresmitte insgesamt 713 Geschäftsstellen, voriges Jahr waren es 820 gewesen. Die Bank Aval hat 2,96 Millionen Kunden. Die Mitarbeiterzahl ging binnen Jahresfrist um 8 Prozent auf 12.398 zurück. Es sind 2,9 Mrd. Euro an Krediten vergeben.

Von Normalität sei man im Geschäft in dem Land weit entfernt, sagte Bankchef Karl Sevelda am Donnerstag. Die Tochter habe sich aber angesichts der extrem schwierigen Situation gut geschlagen. Es sei gelungen, Risiken und den Verlust zu begrenzen.

Ihre Verkaufsabsichten für die Tochterbanken in der Ukraine und auch in Ungarn hat die RBI zuletzt auf Eis gelegt. "Es gibt keine spezifischen Pläne für einen Verkauf der beiden Banken", so Sevelda. Er könne aber nicht ausschließen, dass diese beiden Länder eines Tages wieder zur Disposition stehen.