Wirtschaft

Gute Getreideernte, aber: Sinkende Preise und mehr Ausfälle wegen Schädlingsbefalls

Die Menge stimmt, aber nicht der Preis. Laut der Prognose der Landwirtschaftskammer soll die Erntemenge heuer knapp über drei Millionen Tonnen Getreide ausmachen. Das ist ein Plus von 4,5 Prozent gegenüber dem 5-Jahres-Schnitt und ein Plus von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Mit den Getreidepreisen geht es seit Ende des Vorjahres jedoch stetig nach unten. An der Pariser Warenterminbörse Euronext kostet eine Tonne Weizen aktuell 231 Euro. Zu Beginn des Ukraine-Kriegs ist der Weizenpreis bis auf knapp 440 Euro gestiegen.

Dazu kommt, dass die Kosten für die Betriebsmittel wie etwa Treibstoff oder Dünger sehr hoch waren und teilweise immer noch sind.

Die Freude über die gute Ernteprognose hält sich daher in engen Grenzen. „Die Stimmung der Ackerbäuerinnen und Ackerbauern ist im Keller“, berichtet Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger.

Getreide aus der Ukraine

Der Grund für den Preisverfall sind Getreideexporte von der Ukraine in die EU. Eigentlich ist das Korn für Afrika und den Nahen Osten bestimmt. Auch wenn die Mengen die direkt nach Österreich kommen nicht sehr hoch sind, sinken wegen des gemeinsamen EU-Marktes die Preise auch hierzulande. Moosbrugger bekannte sich zur Solidarität mit der Ukraine, das Getreide sollte aber auch dort ankommen, wofür es gedacht war, nämlich in Afrika.

Ein weiters Problem der heimischen Landwirtschaft sind die sehr hohen Ernteausfälle bei einigen Kulturen. Die EU-Kommission hat die Anwendung einiger Pflanzenschutzmittel verboten. Das hat dazu geführt, dass bisher etwa 5000 Hektar mit Zuckerrüben vom Rüsselkäfer zerstört worden sind. Beim Ölkürbis, der für die Produktion von Kürbiskernöl verwendet wird, wurden 10.000 Hektar geschädigt. Sowohl bei der Zuckerrübe als auch beim Ölkürbis wurden die Samen mit früher Pflanzenschutzmitteln behandelt, die in der EU nun verboten worden sind. Beim Raps sind die Anbauflächen wegen der Ernteausfälle seit Jahren rückläufig.

Rigorose Verbote

„Die rigorosen Verbote führen dazu, dass wertvolle Kulturen wie Zuckerrübe, Körnererbse, Winterraps oder Ölkürbis kaum oder nicht mehr wirtschaftlich sind“, kritisiert Moosbrugger.

Dazu kommen die immer häufigeren Wetterkapriolen. Auf Trockenheit und lange Hitzeperioden folgen extrem hohe Niederschlagsmengen. „Die feuchte Witterung führte auch zu starkem Pilzdruck“, berichtet der Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland, Niki Berlakovich. „Vor allem, als die Temperaturen wieder etwas wärmer wurden, wurde der Druck von Infektionen mit unterschiedlichen Blattkrankheiten extrem stark.“

Die Bauernvertreter hoffen, dass neue Züchtungsmethoden wie die Genschere dazu beitragen, dass es künftig Sorten geben wird, die sowohl gegen extreme Witterungseinflüsse als auch gegen diverse Schädlinge deutlich resistenter sind.