Wirtschaft

Großkonzern Agrokor vor Konkurs bewahrt

Mehr als 50.000 Angestellte des Großkonzerns, der unter anderem auch in Slowenien und Ungarn tätig ist, können aufatmen: Gläubiger des Lebensmittel- und Handelskonzern Agrokor haben einen Gläubigervergleich bestätigt und somit einen Konkurs verhindert.

Kaum ein Thema hat die Schlagzeilen der kroatischen Medienlandschaft seit dem Frühjahr 2017 so dominiert wie der Kollaps eines der mächtigsten Unternehmens in Südosteuropa. Diese Woche wurde nun im Namen von rund 3000 Gläubigern Agrokors ein Gläubigervergleich bestätigt. Demnach bekommt der kroatische Nahrungsmittel- und Handelsriese neue Eigentümer. Zu dem größten Aktionär gehört die russische Sberbank mit einem Anteil von 39,2 Prozent, die russische VTB Bank hält einen Anteil von 7,5 Prozent. 25 Prozent des Unternehmens bekommen US-Fonds, darunter Knighthead etwa 12 Prozent. Österreichische Banken halten 15,3 Prozent, die Lieferanten von Agrokor 4,5 Prozent, berichtet die Nachrichtenagentur Hina. Forderungen der Lieferanten sollen durchschnittlich zu 60 Prozent gedeckt werden, die Forderungen der Finanzinstitute zu 20 Prozent.  

Der Gläubigervergleich wurde nur paar Tage vor dem Fristablauf bestätigt. Wäre es zu keiner Einigung gekommen, hätte der Großkonzern in Konkurs gehen müssen. An der Abstimmung waren 450 Gläubigervertreter beteiligt, die jeweils mehrere Gläubiger vertraten. Aufgrund der hohen Anzahl an Gläubigern fand die größte Gerichtsverhandlung in der kroatischen Geschichte in einer Basketballhalle statt. Eine Mehrheit der Gläubiger, die 80 Prozent der Forderung vertreten, stimmten dem Vergleich zu. Für die Zustimmung waren 67 Prozent nötig.

Russische Bank größter Aktionär
„Um ehrlich zu sein ist das nicht das, was wir wollten“, gab Maxim Poletaev, Chef der russischen Sberbank, in einem Interview mit RTL Direkt, zu. „Unsere Hauptaufgabe war es, unseren Kredit zurückzubekommen, nachdem wir einen Anteil von 40 Prozent an Agrokor hatten.“  Zuerst will sich die Bank auf das Abkommen mit den Gläubigern konzentrieren und erst danach sich nähere Gedanken über das Management machen. Interessant ist die russisch-amerikanische Koalition zwischen den zwei größten Aktionären – eben russische Banken und US-Fonds. „Wissen Sie, Geld ist eine internationale Angelegenheit, weder eine russische noch eine amerikanische“, erklärt Poletaev. „Das Agrokor Beispiel ist ein gutes Beispiel, wie russische Unternehmen mit amerikanischen und kroatischen Unternehmen kooperieren und zusammenarbeiten können.“

Verhandlungen von großer Bedeutung
Die Rettung des Konzerns, von dem sehr viele Arbeitsplätze abhängen, war dem kroatischen Staat sehr wichtig. Aus diesem Grund verabschiedete die Regierung auch ein Spezialgesetz, das den Konzern unter staatliche Kuratel stellte. Der Verfassungsgerichtshof begründete die Entscheidung damit, dass man dadurch die wirtschaftliche, soziale und finanzielle Stabilität sichern will. Fabris Perusko, der vom Staat bestellte Sanierungsmanager, zeigte sich zufrieden über den Gläubigervergleich. „Es ist ein großer Tag für die lokale und regionale Wirtschaft,“ sagte Perusko der Financial Times. Analyst Andrej Grubisic meint laut Reuters, dass die Aktionäre vor einer „großen Herausforderung“ stehen. „Die Aktionäre müssen für ein Wachstum sorgen und das Unternehmen profitabler machen.“