Wirtschaft

Große Pensionslücke – was nun?

Die Nachricht, die die Pensionsversicherungsanstalt in diesen Wochen den Österreichern überbrachte, hat bei vielen blankes Entsetzen ausgelöst: Da stand schwarz auf weiß im sogenannten Pensionskonto ein Betrag, den man auf Basis der derzeitigen Arbeitsjahre als Pension bekommen soll. Und dieser Betrag ist in der Mehrzahl der Fälle so gering, dass klar ist, dass man den aktuellen Lebensstandard bei Weitem nicht halten können wird.

Sparen ist also angesagt, aber in welcher Form? "Auf keinen Fall in Panik verfallen und übereilt ein Lebensversicherungs-Produkt abschließen", warnt Otto Lucius, Leiter des Verbandes der Financial Planners und Geschäftsführer der Bankwissenschaftlichen Gesellschaft. Das Wichtigste sei, den Blick aufs Ganze zu wahren.

Dieses Ganze aber ist gar nicht so einfach zu definieren. Denn je jünger jemand ist, umso unsicherer ist, wie viel Pension er wirklich bekommt. "Jeder, der sagt, der Betrag am Pensionskonto kann nur noch steigen, lügt", betont Lucius. Allein die Veränderung des Durchrechnungszeitraums für die Pension könne die Pensionshöhe erheblich drücken. Und, dass die Politiker in den nächsten Jahren Verschlechterungen in der staatlichen ASVG-Pension beschließen, sei wahrscheinlich. "Ich gehe davon aus, dass alles auf 1000 Euro Volkspension hinausläuft", glaubt Lucius.

Daher sei davon auszugehen, dass die Pensionslücke für alle, die in zehn Jahren und später in Pension gehen, beachtlich groß sein werde. Teil zwei bei der Annäherung an "das Ganze" muss heißen: Lebensstandard in der Pension reduzieren. Also: Was werde ich dann wahrscheinlich ausgeben? Und Teil drei lautet: Muss ich dann noch für jemanden sorgen, habe ich Einkünfte etwa aus Vermietung oder einer Unternehmensbeteiligung? Daraus lasse sich die wahrscheinliche Pensionslücke ableiten.

Beliebt, aber teuer

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Viele Österreicher greifen laut Lucius derzeit zur Deckung dieser Lücke rasch zu einer Lebensversicherung. "Das kann, muss aber nicht die richtige Entscheidung sein. Denn Lebensversicherungen sind wegen der hohen Provisionen sehr teuer", warnt der Experte vor übereilten Abschlüssen. Versicherungen seien nur dann zu empfehlen, wenn man auch die Versicherungsleistung – etwa für Angehörige – haben wolle.

Ansparformen mit Fonds, Aktien, Anleihen brächten meist höhere Renditen und seien viel billiger. Wer sich selbst als Finanz-Profi fühle, könne die Veranlagung durchaus ohne Beratung in die Hand nehmen. Das koste allerdings viel Zeit und benötige erhebliches Wissen.

Ratsamer ist nach Ansicht von Lucius die Beauftragung eines Finanzberaters. Seine Aufgabe sei es nicht nur, eine breite Streuung des Kapitals sicherzustellen, sondern auch, kurzfristig zu reagieren. "Verkaufen, wenn gute Gewinne aufgelaufen sind und umschichten in andere Veranlagungsformen. Das schaffen Privatanleger fast nie. Sie verkaufen nicht und warten zu. Meist verlieren sie dann wieder die Gewinne", beschreibt der Finanzexperte das übliche Herdenverhalten der Kleinanleger. Er ist überzeugt, dass am Kapitalmarkt über einen längeren Zeitraum bessere Erträge zu erzielen seien als mit sicheren, konservativen Sparbüchern oder Anleihen. Das sei ja auch einer der Nachteile der Lebensversicherungen. Sie seien gesetzlich derart eingeschränkt, dass sie nur magere Renditen erzielen könnten.

Unverständlich ist für Lucius das Vorgehen der Politik. So würden die Österreicher in private Altersvorsorge am Kapitalmarkt gedrängt. Und gleichzeitig würden ständig neue oder höhere Steuern auf Kapitalerträge und Aktiengewinne überlegt.