„Grönlands Greta“ will in den Bergen für Inlandeis kämpfen
Im Oktober noch konnte Sascha Blidorf Brombeeren in ihrer Heimat Grönland pflücken, doch Freude kam dabei nicht bei ihr auf. „Normalerweise kommt der erste Schnee Ende September“, berichtete die 19-Jährige dem Dänischen Fernsehen DR. 2019 schneite es aber erst Ende November. Blidorf gilt als „Greta Thunberg Grönlands“ – und in dem Land in der Arktis ist der Klimawandel durch den Rückgang des Eises besonders zu spüren. Ab heute mischt Blidorf auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos mit.
Die Bewohnerin der Hauptstadt Nuuk initiierte 2019, inspiriert von ihrem Vorbild Greta Thunberg, mit einer Klassenkameradin die „Fridays for Future“-Bewegung auf der Insel mit ihren rund 58.000 Bewohnern.
Eispanzer schmilzt
Zum ersten Mal wurde sie in Nuuk als Volksschülerin mit dem Thema konfrontiert: Eine Lehrerin meinte, dass sie es alle nicht mehr erleben würden, wenn das Inlandeis schmelze. Aber in letzter Zeit wird von einem immer stärkeren Rückgang des größten Eispanzers der Welt berichtet. Nach Berechnungen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel schmelzen jedes Jahr 270 Milliarden Tonnen Eis.
Neben den Schulprotesten brachte die Gymnasiastin als erste den Klimawandel als Hauptthema in die sozialliberale Partei „Demokraten“ in Grönland ein und bedrängte das Parlament, dessen Sicherheits- und Außenpolitik vom Königreich Dänemark bestimmt wird, mit Anfragen. Auch in Kopenhagen war sie vorstellig und schockiert darüber, dass viele politische Entscheidungsträger abwiegelten. „Wir können ja demonstrieren, so lange wir wollen, aber am Ende sind sie es, die entscheiden“, sagt Blidorf.
Arktisches Basiscamp
In Davos wird sie nun Gelegenheit für Überzeugungsarbeit haben. In dem „Arktischen Basiscamp“, in dem sie hier lebt, sollen Wissenschafter und prominente Politiker vorbeischauen.
Grönlands Rohstoffe, die durch die Eisschmelze leichter abgebaut werden können, weckten Begehrlichkeiten. Donald Trump schlug gar Kopenhagen vor, die weltweit größte Insel zu kaufen. Dort gibt es laut einer Umfrage kaum jemand, der an dem Klimawandel zweifelt, schließlich leben hier viele von der Fischerei und sind von den Folgen betroffen. Dennoch sehen manche Ältere wirtschaftliche Vorteile: Die Fischsaison ist länger, und durch den Rückzug des Eises gibt es mehr Agrarflächen. Jens Mattern