Wirtschaft

Golfclub Fontana: Käufer dringend gesucht

Das Projekt lag dem Milliardär und Kurzzeit-Politiker Frank Stronach sehr am Herzen. Er investierte viel Zeit und Geld und stellte in Oberwaltersdorf (NÖ) Österreichs damals schönsten und exklusivsten Golfplatz samt Villen-Resort auf die grüne Wiese.

Seit gut einem Jahr steht der Golfclub zum Verkauf. Stronach hat sich als Eigentümer längst verabschiedet und macht dort nur noch den Abschlag. Im November 2006 verkaufte seine Magna Entertainment Corp. (MEC) den Fontana Golf- und Sportclub an den von ihm gegründeten Automotive-Konzern Magna International. Der Kaufpreis wurde von Magna nicht gesondert ausgewiesen. Damals übernahm Magna International von der MEC auch Stronachs Golf Club in Aurora, Ontario. Für beide Clubs legte Magna 84 Millionen Dollar hin. 63 Millionen wurden in Cash bezahlt und Verbindlichkeiten über 21 Millionen übernommen.

Ein Expertenkomitee hatte den Kauf geprüft und die Mitglieder des Board stimmten einstimmig dafür. Stronach stand damals noch an der Spitze des Konzerns und Geschäfte mit dem eigenen Unternehmen sind immer heikel. Ganz besonders im Fall eines börsenotierten Konzerns.

Magna will die weitläufige Anlage samt Klubhaus und rund 40 Mitarbeitern wieder loswerden. Als Wunschpreis werden rund 15 Millionen Euro kolportiert. Die Käufersuche jedoch zieht sich. "Wir sind mit verschiedenen Interessenten in Verhandlung. Eine finale Entscheidung ist aber noch nicht gefallen", bestätigt eine Magna-Sprecherin. Einen Zeithorizont will sie nicht nennen. Der Grund, warum sich der Konzern aus dem Golf-Business zurückziehen will, ist einleuchtend. Magna Europa wolle sich "auf das Kerngeschäft Automotive konzentrieren". Da passt ein Golfclub gar nicht gut dazu.

An der Gerüchtebörse werden Siegfried Wolf und der russische Oligarch Oleg Deripaska als heiße Tipps gehandelt. Der ehemalige Magna-Spitzenmanager Wolf ist ein langjähriger Weggefährte von Stronach und jobbt derzeit im Imperium von Deripaska. Wolfs Ehefrau Andrea ist Vizepräsidentin des Clubs. Doch sowohl Wolf als auch Deripaska dementieren gegenüber dem KURIER, dass sie an einem Kauf interessiert seien.

Der Golfclub ist in der Magna-Tochter Fontana Sportveranstaltungs GmbH geparkt. Die Gesellschaft ist tief in den roten Zahlen. Mit Jahresende 2012 (aktuellere Daten sind noch nicht verfügbar) wurde ein Verlust von 4,5 Millionen Euro eingespielt, das kumulierte Minus belief sich auf 5,26 Millionen Euro. Bei Umsatzerlösen von 4,29 Millionen Euro.

"Ein Golfclub kann schon ein Geschäft sein. Aber nur, wenn man’s sehr professionell managt", meinen Branchenexperten. Fontana sei zu groß angelegt, die Personal- und Erhaltungskosten enorm. Der Club gilt heute unter Kennern nicht mehr als die Nummer eins in Österreich. Die Greenfee-Preise und Mitgliedschaften liegen freilich nach wie vor im oberen Bereich.

Die Villen und Apartments sind allesamt verkauft. Der Bau neuer Wohneinheiten ist geplant, wird aber anders organisiert. Bisher konnten die Käufer die Wohneinheiten schlüsselfertig übernehmen. Wer sich künftig in Fontana ansiedeln will, kann nur noch das Grundstück erwerben und muss den Bau selbst beauftragen. Oder man erwirbt eine gebrauchte Immobilie, Angebote sind allerdings rar.