Wirtschaft

Gold ist wieder im Trend: Sechs Faktoren, die den Preis antreiben

Zehn Tonnen im Dezember, weitere zwölf Tonnen im Jänner: Nach mehr als zwei Jahren Auszeit hat Chinas Zentralbank (PBoC) ihre Goldkäufe zuletzt hochgefahren. Ähnliche Strategien verfolgen Schwellenländer wie Türkei, Indien, Russland oder jüngst Polen und Ungarn.

Vor der Krise hatten die meisten Staaten ihre Goldreserven zu klingender Münze gemacht. Seit 2008 wird in großem Stil zugekauft. Warum?

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1. Risikostreuung

In unsicheren Zeiten greifen Anleger zu Gold: Diese Grundregel gilt immer noch. Die Krise hatte das Vertrauen in komplexe Finanzwerte kräftig erschüttert – davon profitiert das seit vielen Jahrhunderten werthaltige Edelmetall.

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Was nicht nur für Staaten, sondern auch für institutionelle Anleger gilt, wie Goldexperte Ronald Stöferle vom Vermögensverwalter Incrementum beobachtet: „Für Assetmanager war 2018 ein Warnschuss, weil Aktien und Anleihen zugleich an Wert verloren.“

Sollten die Zinsen tief bleiben, weil sich die globale Konjunktur abkühlt, hilft das dem Goldkurs ebenfalls: Die Investoren verpassen dann nämlich keine Zinsgewinne.

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2. Politische Gefahren

Der eifrigste Goldkäufer der vergangenen Monate war Russland: Allein von Jänner 2017 bis Oktober 2018 stockte Moskau um rekordträchtige 451 Tonnen auf. „Dahinter steht das Bedürfnis nach Wertanlagen ohne Politrisiko“, sagte Ezechiel Copic, Chef des Lobbyverbandes World Gold Council. Es sei die russische Antwort auf die Sanktionen, die die USA und EU wegen des Ukraine-Konfliktes verhängt haben.

3. Emanzipation vom Dollar

Dass Industriestaaten so viel Gold haben, hat historische Gründe: Ihre Vorräte stammen noch aus der Zeit des Goldstandards (vor 1973), wo Papiergeld teilweise mit harten Werten gedeckt und abgesichert werden musste. Asiens Aufsteiger wie China und Japan haben ihre Exportüberschüsse hingegen seit den 1980ern erwirtschaftet. Und wurden primär mit US-Dollar dafür bezahlt.

Jetzt schichten sie vermehrt um („De-Dollarisierung“). Auch die EU will die Dominanz der Weltleitwährung Dollar brechen und sucht Wege, ihre Ölkäufe in Euro zu zahlen. China ist mit der Ölbörse Schanghai da schon einen Schritt weiter.

Dass die Oesterreichische Nationalbank und Deutsche Bundesbank Teile ihres Goldes aus New York und London heimholen ist im selben Kontext zu sehen.

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4. Angegriffene Notenbanken

Einen scheinbaren Gegenpol stellt Italien dar: Dort regten die Rechtspopulisten der Lega rund um Vizepremier Matteo Salvini kürzlich an, die Goldvorräte – es sind die viertgrößten weltweit (siehe Grafik) – zumindest teilweise zu Geld zu machen, um damit Budgetvorhaben zu finanzieren.

Sofort waren wilde Dementi die Folge, auch der Koalitionspartner Fünf Sterne legte sich massiv quer. Stöferle hält den von der Lega geplanten Goldverkauf für eine „populistische Ente“. Allerdings stünden diese Schlagzeilen sinnbildlich für den Kampf um die Unabhängigkeit der Notenbanken gegenüber politischen Begehrlichkeiten, der in den USA, Italien und anderen Ländern tobt.

5. Ausufernde Geldpolitik

Dass die Zentralbanken im Kampf gegen die Krise und drohende Depression die Schleusen der Geldpolitik geöffnet und die Zinsen jahrelang bei Null gehalten hatten, hat das Vertrauen ins Geldsystem nicht gerade gestärkt. Die Notenbanken seien jetzt zu spät dran mit ihren Zinsanhebungen, fürchtet Stöferle. Deshalb werde die Politik langsam nervös, weil gegen eine drohende Rezession Munition fehlen würde.

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6. Hochzeiten in Indien

Klingt skurril, aber ein Treiber des Goldpreises ist tatsächlich die indische Heiratssaison: Den Paaren wird dort nämlich traditionell Goldschmuck geschenkt. Diese Nachfrage hat sich zuletzt zwar abgeflacht, was aber das Investoreninteresse mehr als wettmachen dürfte.

Für Goldanleger sollte sich das insgesamt positiv auswirken. Incrementum-Experte Stöferle sieht bis Jahresende einen Kursanstieg bis auf 1450 oder sogar 1500 US-Dollar in Reichweite (aktuell: 1326 Dollar).