Geschlossene Geschäfte: Muss Inflation jetzt geschätzt werden?
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) rechnet in den kommenden Monaten mit einer Abschwächung der Inflationsrate. Hauptgrund ist der zuletzt starke Preisrückgang bei Rohöl. Daneben wirkten derzeit jedoch angesichts der Corona-Krise auch zahlreiche andere Faktoren auf die Inflationsentwicklung ein, was eine Prognose derzeit schwierig mache.
Allein der Einbruch des Ölpreises dämpfe die Schätzung für die harmonisierte Jahresinflationsrate für 2020 um 0,5 Prozentpunkte gegenüber der Februar-Inflationsprognose, hieß es am Dienstag in einer Analyse der Nationalbank. Die Prognose für die Teuerung lautete damals auf 1,7 Prozent.
Weniger Konsum
Preisdämpfend wirke neben dem tieferen Ölpreise auch der massive Rückgang im Konsum, der durch die Geschäftsschließungen und Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus hervorgerufen wurde. Allerdings könne es gerade wegen der Corona-Krise in manchen Bereichen - beispielsweise bei Nahrungsmitteln, Gesundheitsprodukten oder in der Telekommunikation - wiederum zu einer verstärkten Nachfrage und damit zu höheren Preisen kommen.
Messprobleme
Für die Prognose erschwerend hinzu kämen derzeit Messprobleme wegen fehlender Preise. Denn aufgrund der geschlossenen Geschäfte könne man Preise, die ansonsten "lokal, in Geschäften in verschiedenen Städten in Österreich" gemessen würden, nicht erheben.
Dies könne bis zu zwei Drittel des Warenkorbs betreffen, so die OeNB. Sind die Preise länger nicht verfügbar, müssten sie geschätzt werden, was die Inflationsmessung mit hoher Unsicherheit behaften würde. "Der Nettoeffekt auf die Teuerung ist derzeit kaum abzuschätzen," resümiert die Nationalbank in der Analyse.