Spekulanten-Legende George Soros wird 85
Er knackte die Bank von England und riet Deutschland, den Euroraum zu verlassen. George Soros, Altmeister unter den Finanzspekulanten, wird von seinen Anhängern als einer der erfolgreichsten Anleger der Welt gefeiert. Er selbst würde lieber als großer Philosoph verehrt werden.
Als Hedgefonds-Manager spekulierte er gegen ganze Volkswirtschaften, als Philanthrop spendet er immense Summen für wohltätige Zwecke und als Möchtegern-Staatsmann mischt er sich immer wieder in politische Diskussionen ein. Das "Forbes"-Magazin schätzte Soros' Vermögen zuletzt auf 24,2 Mrd. Dollar (22,1 Mrd. Euro), damit rangiert er auf Platz 29 in der Liste der reichsten Superreichen der Welt. An diesem Mittwoch (12. August) feiert Soros seinen 85. Geburtstag.
Aufstieg
Der 1930 in Budapest geborene Starinvestor, der 1947 zunächst nach Großbritannien und 1956 in die USA auswanderte, polarisierte mit Vorschlägen, wie dem, dass Deutschland und nicht Griechenland zur Euro-Rettung den Währungsraum verlassen solle. "Europa spart sich kaputt, statt auch etwas fürs Wachstum zu tun", echauffierte sich Soros 2012, als die Eurokrise auf eine neue Eskalationsstufe zusteuerte. Schuld seien die "Bürokraten bei der Bundesbank" mit ihrem Stabilitäts- und Ordnungsfimmel.
Doch selbst wenn die Stimme des New Yorker Multimilliardärs in der Öffentlichkeit Gehör findet und seine Ratschläge hin und wieder sinnvoll erscheinen - wirkliches Gewicht hat Soros' Wort selten. Denn ihm hängt stets sein Image als abgezockter Anlagestratege nach. Nie weiß man, welcher Finanzwette seine "Ratschläge" und Meinungsbeiträge gerade dienen. Angesichts der Coups, auf denen sein Ruf als Investorenlegende beruht, ist das auch kein Wunder.
1992 spekulierte Soros erfolgreich gegen das britische Pfund. Er machte ein Vermögen, als Großbritannien unter dem Druck der Finanzmärkte nachgab und seine Währung aus dem europäischen System fester Wechselkurse löste. Soros schrieb Finanzgeschichte, als "der Mann, der die Bank von England knackte". Mit seinen Hedgefonds fuhr Soros über Jahrzehnte traumhafte Renditen ein, bis heute gilt er als einer der erfolgreichsten Anleger überhaupt.
Konflikte
Vor allem beim Thema Europa werden Soros' Rollenkonflikte deutlich. Da ist einerseits der Geschäftsmann, der stets auf der Jagd nach Rendite ist. Und andererseits der altersweise Weltmann, der Regierungen so gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen würde. Mal stellt Soros lautstark Überlegungen an, in Griechenland oder kriselnde Banken im Euroraum zu investieren. Dann tut er sich als Bedenkenträger hervor, Europa könne an Einzelinteressen und mangelnder Unterstützung für Schuldenstaaten zugrunde gehen.
Soros selbst beteuert indes immer wieder, der schnöde Mammon interessiere ihn bestenfalls am Rande. Vielmehr sieht sich der Geldguru der Philosophie verpflichtet und hat offenbar keinen sehnlicheren Wunsch, als auf diesem Feld ernst genommen zu werden. Doch das will nicht so recht gelingen. So viele Bücher mit Soros' teilweise recht abstrakten Gedanken auch auf den Markt kommen - an den Erfolg als Spekulant kommt er als Autor nicht ansatzweise heran.
Im Gegenteil wird beispielsweise Soros' "Reflexivitätstheorie" mit der er nicht weniger als die ganze Welt erklären zu können glaubt, in Fachkreisen belächelt. Sein fieberhafter Versuch, sich als Philosoph und großer Theoretiker einen Namen zu machen, brachte bisher wenig Lorbeeren ein. Dafür ist der Großanleger, wie viele andere Superreiche in den USA, für sein gönnerhaftes Spendertum bekannt.
Wohltätigkeit kann er sich leisten
Als US-Amerikaner mit ungarischer Herkunft legt Soros großen Wert auf seine europäischen Wurzeln. Über Osteuropa schüttet der Philanthrop schon seit Jahrzehnten ein Füllhorn aus - bereits Anfang der 1990er-Jahre entschied er sich, seinen Reichtum für humanitäre Zwecke im ehemaligen Ostblock einzusetzen. Doch auch sonst kennt sein Wohltätigkeitsfeldzug kaum Grenzen. Jahr für Jahr spendet Soros Milliarden an diverse Einrichtungen und Organisationen.