Wirtschaft

Geld stinkt manchmal doch

Sie ist so klimaschädlich wie keine andere Energiequelle, die zur Stromerzeugung genutzt wird. Aber sie ist auch so billig wie kaum eine andere: Braunkohle spielt groteskerweise gerade in Deutschland, das sich der Energiewende verschrieben hat, eine wachsende Rolle in der Stromproduktion.

Ein Viertel der gesamten elektrischen Energie des Landes stammt aus Braunkohle-Kraftwerken, 2030 könnte der Anteil 30 Prozent erreichen. Der Hauptgrund: Braunkohle ist billig und verdrängt Steinkohle und Gas. Höchstens 29 Euro je Megawattstunde Strom kostet die dafür nötige Braunkohle, Gas ist etwa doppelt so teuer. Braunkohle emittiert aber je Kilowattstunde zwei- bis drei Mal so viel CO2 wie Gaskraftwerke. Weil aber die Emission von CO2 fast nichts kostet, verdienen die Stromkonzerne mit Braunkohle gutes Geld. An der Wettbewerbsfähigkeit von Braunkohle wird sich auf Jahre hinaus nichts ändern, erwarten die Experten des Consulters Arthur D. Little. "Die Analyse zeigt, dass Braunkohle sehr robust gegen Preisänderungen von konkurrierenden Energiequellen und CO2 ist", heißt es in der Studie.

Sogar wenn die Gaspreise um 15 Prozent sinken würde, würde das die Stromproduktion mit Braunkohle bis 2050 nicht beeinträchtigen. Zurückdrängen könnte die Braunkohle nur ein sehr hoher Preis für die CO2-Emissionen – und zwar einer von 70 Euro und mehr je Tonne. Derzeit kostet die Tonne CO2 rund sieben Euro. Ein Anstieg auf 30 Euro würde die Braunkohle-Stromerzeugung nur um drei Prozent bremsen, errechneten die Studienautoren.

Widerstand

Was die Consulter nicht berechnen konnten, ist der Widerstand der Bürger und der Politik gegen die Klimaschädlinge. Umweltschützer laufen längst Sturm gegen die "Braunkohle-Dreckschleudern". Im Zentrum ihrer Angriffe steht das riesige Braunkohle-Kraftwerk Jänschwalde im Osten Deutschlands. 50 Millionen Tonnen CO2 stößt es jährlich aus, zwei Drittel so viel wie ganz Österreich. Der Eigentümerin, die schwedische Vattenfall, hat die Nase voll und will verkaufen – nicht nur Jänschwalde, sondern das gesamte Braunkohle-Paket in Deutschland mit Kraftwerken und Bergbau. Mit drei bis fünf Milliarden Euro soll das Paket in den Vattenfall-Büchern stehen.

Kohle von Greenpeace

Unter den wenigen Interessenten gibt es einen interessanten: Greenpeace will alles kaufen und stilllegen. Weil die Renaturierung teuer kommen könnte, glauben Experten sogar, dass Vattenfall das Paket praktisch gratis abgeben könnte. Kanzlerin Angela Merkel will beim Klimagipfel in Paris einen anderen Vorschlag machen: Einige Braunkohlekraftwerke sollen vom Netz gehen und als Not-Reserve dienen. Dafür müssten Stromkunden zahlen.

So sichern sich Stromkonzerne Millionen

Österreichs Ökostrom-Erzeuger sind sauer. Seit 2012 sind die Kosten für die sogenannte Ausgleichsenergie, die die Schwankungen von Stromerzeugung und -nachfrage ausfüllt, enorm gestiegen. Und schuld daran sollen sie selbst sein, allen voran die Windkraftanlagen.
Tatsächlich aber sicherten sich fünf große Erzeuger – Verbund, Tiwag, Kelag, EVN und Energie AG – gut 200 Millionen Euro im Jahr durch das überteuerte Anbieten von Ausgleichsenergie. Bezahlen müssten das die Ökostromanlagen und die Kunden, ärgert sich Florian Maringer von der IG Windkraft.

Seit 2012 nämlich wird die Ausgleichsenergie ausgeschrieben. Die fünf großen Anbieter teilten sich den Markt und bestimmten die Preise, vermutet Maringer. Insgesamt 200 Millionen Euro fließen den Großen auf diese Weise in die Kassen, der überwiegende Teil geht an den Verbund. Dass der Windstrom die Kostenexplosion ausgelöst haben soll, ist für den Experten absurd. Denn die Menge an Ausgleichsenergie sei seit 2012 nicht gestiegen, die Kosten aber hätten sich verdreifacht. Die IG Wind fordert den Regulator E-Control auf, einzuschreiten. Die Aufseher müssten für einen funktionierenden Markt sorgen. E-Control-Vorstand Walter Boltz gibt zu, dass der Markt eng sei. „Aber wir prüfen das sehr genau.“