Wirtschaft

Geld sitzt locker wie lange nicht

Ein neues Auto, die Wohnung sanieren oder doch ein Pool im Garten: Die Österreicher haben sich für das zweite Halbjahr vermehrt größere Investitionen vorgenommen. Glaubt man den Ergebnissen der jüngsten market-Umfrage, wollen 20 Prozent der privaten Haushalte in den nächsten Monaten eine größere Anschaffung tätigen. So hoch war der Wert seit 2012 nicht mehr.

"Das ist ein erstaunlicher Stimmungsumschwung trotz Unsicherheit und Terror", sagt Werner Beutelmeyer, Chef des Linzer market-Instituts. Noch zu Jahresbeginn 2016 sagten nur sieben Prozent der Befragten, sie hätten eine größere Ausgabe vor. Der Anstieg der Investitionsneigung sei ein gutes Zeichen. "Auf die bessere Stimmung folgt der wirtschaftlicher Aufschwung", meint Beutelmeyer. Die Befragung sei zwar kurz vor dem EU-Referendum der Briten durchgeführt worden. Nach Ansicht des Marktforschers habe der Brexit nichts an der Stimmung der Österreicher geändert.Zwei Gründe ortet der Ökonom Friedrich Schneider für "die Aufhellung der wirtschaftlichen Großwetterlage": Erstens merkten die Österreicher erst allmählich, dass ihnen wegen der Steuerreform doch einiges mehr im Börserl bleibe. Und zweites setze sich die Erkenntnis durch, dass die Zinsen zumindest noch vier, fünf Jahre so tief bleiben würden. "Sparen wird nicht mehr belohnt. Die Menschen geben das Geld daher lieber aus", sagt Schneider. Großer ReformbedarfFür Österreichs Politiker mag das Umfrageergebnis erfreulich sein, ohne ihr Zutun wird ein Aufschwung aber nicht gelingen. "Alles hängt jetzt davon ab, wie die Politik auf die verbesserte Stimmung der Privaten reagiert", betont Schneider. Denn die Umfrage habe auch ergeben, dass sich die Österreicher Reformen wünschen. An oberster Stelle steht dabei eine Entlastung von bürokratischen Vorgaben. Auch der Einfluss der politischen Parteien geht den Österreichern laut Befragung auf die Nerven. Bei Bürokratie beschränkt sich der Ärger der Österreicher nicht auf den Bund. Der bürokratische Aufwand der Länder und deren Verwaltung wird sogar von noch mehr Menschen kritisiert. "Die Österreicher wollen nicht den Föderalismus abschaffen. Aber wie wollen eine klare Kompetenzaufteilung", lautet die Schlussfolgerung von Schneider auf die Umfrage. Dass die Länder über Ausgaben bestimmen, die der Bund zahlt, werde nicht goutiert. Würden die Länder direkte Steuern selbst einheben und damit auskommen, könnte es nicht passieren, dass in 20 km Abstand zwei Spitäler gebaut würden, wie in Niederösterreich.