Wirtschaft

Gegen Lebensmittel-Verschwendung: 12.500 Tonnen an Sozialeinrichtungen

Ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel landet letztlich nicht am Teller, sondern im Müll. Das ist nicht nur ein moralisches, sondern ein ökologisches und ökonomisches Problem, weil entlang der Wertschöpfungskette viele Ressourcen wie Wasser und Energie letztlich nutzlos zum Einsatz kommen. Gleichzeitig sind geschätzte 820 Millionen Menschen auf der Welt unterernährt.

Österreich ist in Sachen Lebensmittelverschwendung keine Ausnahme. Laut WWF werfen die Österreicher jährlich so viel genießbare Lebensmittel weg, wie die gesamte Kärntner Bevölkerung isst. Auf jeden EU-Bürger kommen statistische 173 Kilo vergeudete Lebensmittel im Jahr. Ein Wert, den die EU bis 2030 halbieren will.

Was das angeht, möchte Österreichs Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger eine Vorreiterrolle übernehmen. Ihr Ministerium hat  2017 eine freiwillige Vereinbarung zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen im Handel fix gemacht und zieht jetzt eine Zwischenbilanz: „Im Vorjahr wurden mit 12.250 Tonnen fast doppelt so viele genussfähige Lebensmittel an soziale Einrichtungen weitergegeben als noch 2014.“ Händler kooperieren verstärkt mit den österreichischen Tafeln und ihren Partnern. Weitergereicht werden etwa Produkte kurz vor Ablauf des  Mindesthaltbarkeitsdatums, die aber noch  lange genießbar sind. „So wie Teigwaren“, erläutert Alexandra Gruber, Obfrau vom Verband der österreichischen Tafeln. „Darüber hinaus wurden 10.000 Tonnen nicht verkaufbare Lebensmittel an Tiere verfüttert“, sagt Köstinger.


Der Pakt mit dem Handel, der auf Freiwilligkeit beruht, soll nun jedenfalls auf den Großhandel ausgedehnt werden, kündigt die Ministerin an, ohne  Details zu nennen. Aus Sicht von Wolfgang Leger-Hillebrand von Quality Austria klingt das nach einer Win-Win-Situation. Er gibt allerdings zu bedenken, dass der Handel nicht der Hauptverursacher von Lebensmittelabfällen ist. Produzenten, Großküchen, Restaurants und Haushalte werfen noch viel mehr weg. Leger-Hildebrand: „In diesen Bereichen wird eine Umverteilung auch schwer umsetzbar sein.“


Am Feld vergammelt

Die Mengen, die in Österreich direkt am Feld vergammeln, sind dagegen überschaubar, betont Köstinger mit Verweis auf effiziente Erntemaschinen. Dennoch bleibt manchmal die Ernte am Acker liegen. Schuld daran sind größtenteils die hochgesteckten Vermarktungskriterien der Handelshäuser, heißt es in einer  Studie des Instituts Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur. Allerdings gibt es im Handel auch immer mehr Initiativen, mit denen nun auch schief gewachsenes Obst und Gemüse in die Regale kommt.