Wirtschaft

Geld holen beim Bankomat könnte bald Geld kosten

Dieses Mal wagen die Sparkassen den Vorstoß. "Wir führen eine sehr ehrliche Debatte", lautet die Aussage von Sparkassenverbandschef Gerhard Fabisch zur möglichen Einführung von Bankomatgebühren. Vor einigen Jahren hatte die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich/Wien ihren Plan zu Bankomatgebühren ad acta legen müssen, nachdem ein Sturm der Entrüstung losgebrochen war.

Doch seither hat sich viel geändert. Die Null-Zinsen drücken derart auf die Profite der Geldhäuser, dass hinter den Kulissen fieberhaft überlegt wird, mit welchen neuen Gebühren die mageren Bilanzen aufgefettet werden können. Sogar Nationalbankdirektor Andreas Ittner hatte kürzlich angedeutet, die Banken sollten Bankomatgebühren einführen, um ihre Einnahmen zu erhöhen. Im Ausland sei dies bereits üblich.

Von generellen Gebühren für das Abheben beim Geldautomaten wollen die heimischen Sparkassen allerdings auch jetzt noch nicht reden. Es gehe lediglich darum, für Behebungen bei Fremdbanken etwas zu verlangen. Das heißt: Wenn ein Kunde der Erste Group zum Beispiel bei einem Bankomaten der Bawag abhebt, soll er dafür zahlen.

Die Raiffeisenlandesbank Tirol macht das schon seit 2009. "Wir verrechnen ein erhöhtes Buchungsentgelt von 0,68 Euro bei Behebungen von unseren Kunden bei Fremdbankomaten", sagt RLB-Tirol-Chef Thomas Wass. Das sei notwendig geworden, weil auch die Fremdbanken von der RLB etwas verlangen. Einen großen Aufschrei gab es in Tirol nicht. Die RLB sei flächendeckend vertreten, daher könnten Kunden immer einen Raiffeisen-Bankomaten finden.

Online-Konkurrenz

Was die Banken und Sparkassen, die über viele Filialen verfügen, besonders ärgert, ist die Billig-Konkurrenz durch online-Banken. Sie bieten Gratis-Konten an, ihre Kunden nutzen aber die gute Bankomat-Infrastruktur der Filial-Banken – und das völlig gratis. Untereinander verrechnen die Banken und Sparkassen allerdings Kosten für die Bankomat-Nutzung der Kunden. Diese Kosten wollen die Institute nicht mehr schlucken, sondern an die Kunden weitergeben.

Etliche sagen "nein"

Noch sagen sowohl Bank Austria als auch Bawag/PSK und die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien strikt nein zu Bankomatgebühren. Auch die Bank für Kärnten und Steiermark (BKS) lehnt das ab. "Ich finde die Diskussion bedauerlich. Ich sehe keinen Grund für eine Bankomatgebühr", sagt BKS-Chefin Herta Stockbauer. Auch Oberbank-Boss Franz Gasselsberger glaubt, dass der Ärger über eine Bankomatgebühr bei den Kunden höher wäre als der Ertrag für die Banken.

Neben den Banken und Sparkassen, die in Österreich 7560 Bankomaten installiert haben, gibt es hierzulande zwei von Kreditinstituten unabhängige Betreiber. Der größere ist der US-Konzern First Data mit 1200 Bankomaten – unter anderem bei Spar und Ikea. "Alle Abhebungen sind bei uns kostenlos für die Kunden", betont eine Sprecherin. Auch beim kleineren Betreiber, Euronet, dessen 70 Bankomaten etwa bei MediaMarkt zu finden sind, ist Abheben kostenlos.

Bankomaten hätten allerdings ihre ganz großen Zeiten schon hinter sich, glauben Experten. Online-Banking und Bezahlen mit Karte würden die Bankomaten zurückdrängen.