Wirtschaft

Frequentis sieht sich gut für die Coronakrise gerüstet

Das börsennotierte Wiener Technologieunternehmen Frequentis - Spezialist für Flugkommunikation - sieht sich gut für die Corona-Krise gerüstet. "Wir arbeiten derzeit auf Volllast", sagte Frequentis-Chef Norbert Haslacher am Donnerstag in einer Online-Pressekonferenz. Er verwies auf die vollen Auftragsbücher und auf das krisensichere Geschäft mit Behörden in 140 Ländern.

Guter Auftragspolster

Der Auftragsstand per Ende 2019 lag bei rund 392 Mio. Euro, ein Plus von 10 Prozent gegenüber Ende 2018. Davon werden laut Frequentis voraussichtlich Umsatzerlöse von rund 216 Mio. im Jahr 2020 realisiert, der Rest 2021 und den Folgejahren.

Laufend neue Aufträge

Auch im Corona-Krisenmonat März seien "laufend weitere Aufträge" hinzugekommen, so der Frequentis-Chef. Für das Gesamtjahr 2020 könne man aber Kurzarbeit nicht ausschließen. Es hänge davon ab, wie sich die nächsten Wochen und Monate entwickeln. "Eine Herausforderung bleiben die Reiseeinschränkungen, da gewisse Arbeiten nur vor Ort beim Kunden durchgeführt werden können", sagte Haslacher.

Nicht abschätzbar

Wie genau sich das laufende Geschäftsjahr aufgrund der Coronavirus-Ausbreitung entwickeln wird, ist für Frequentis noch nicht abschätzbar. "Die genauen Auswirkungen auf das Weltwirtschafts-Wachstum, die Projektabnahmen, die Lieferketten, die zur Verfügung stehenden Budgets und die potenzielle Verschiebung von Investitionen - mit entsprechenden Auswirkungen auf Umsatz und Auftragseingang - lassen sich derzeit jedoch noch nicht verlässlich abschätzen", sagte der Frequentis-Chef.

Weltmarktführer

Mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent ist Frequentis laut Eigenangaben Weltmarktführer bei Sprachkommunikationssystemen für die Flugsicherung. Frequentis bietet auch Software- und Hardwarelösungen für Leitzentralen von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten, Schifffahrt und Bahn an. Zu den Kunden gehören etwa die ÖBB und die Flugsicherung Austro Control. In Deutschland versorgt Frequentis unter anderem auch die Deutsche Bundeswehr, die Deutsche Bahn und die deutsche Flugsicherung. Seit 2007 beliefern die Wiener auch die US-Raumfahrtbehörde NASA. 2010 folgte ein Auftrag der Küstenwache in Kanada.

Neue Produkte

Nach der heuer erfolgten Übernahme von 51 Prozent der Geschäftsanteile der kleinen deutschen Softwarefirma Atrics - ein Spezialist für Tower-Automatisierung - will das Wiener Unternehmen noch weitere Zukäufe folgen lassen. "Wir brauchen keine neuen Kundenzugänge, sondern neue Produkte", so der Frequentis-CEO.

Bei der Dividendenausschüttung tritt das Technologieunternehmen aber auf die Bremse. Der Vorstand will der Hauptversammlung für 2019 vorsichtshalber nur eine "moderate Dividende" von 15 Cent je Aktie vorschlagen. Dies liegt unterhalb des Zielkorridors der Dividendenpolitik. Der Frequentis-Vorstand will außerdem die Gewinnausschüttung an die Aktionäre im Herbst an Bedingungen knüpfen und auch nur dann durchführen, wenn der Geschäftsverlauf 2020 und die Liquiditätssituation dies zulässt.

Mehr Umsatz und Gewinn

2019 brachte für Freqentis eine Umsatzsteigerung um 6,3 Prozent auf 303,6 Mio. Euro. Der Konzerngewinn verbesserte sich um 5,8 Prozent auf 12,5 Mio. Euro. Über 40 Prozent der Umsätze des Unternehmens entfallen auf Folgegeschäfte zu bereits installierten Systemen und Lösungen. Rund die Hälfte des Installed Base Business wurde mit Wartungsaufträgen erzielt. Der Rest verteilt sich auf neue Produkte und Projekte bei Bestandskunden, bestehende Produkte bei neuen Kunden sowie einen kleinen Consultinganteil. Frequentis erzielte zuletzt 61 Prozent des Umsatzes in Europa, 19 Prozent in Nord- und Südamerika, 13 Prozent in Asien, 6 Prozent in Australien/Pazifik und 1 Prozent in Afrika.

Börsennotiert

Frequentis ging im Mai 2019 an die Börse in Wien und Frankfurt. Die Aktie stieg vom Ausgabekurs von 18 Euro bis auf 21 Euro im Februar 2020 und rutschte im Rahmen der Corona-Krise bis auf aktuell 15 Euro ab. Frequentis-Mehrheitseigentümer ist die Familie Bardach. Hannes Bardach wurde im Jahr 1983 technischer Geschäftsführer von Frequentis und übernahm dann 1986 im Rahmen eines Management-Buy-outs auch die Firmenanteile. Bardach machte aus der kleinen Firma ein weltweit tätiges Hightech-Unternehmen mit aktuell 1.800 Mitarbeitern, davon rund 1.000 am Firmensitz in Wien.