Frauengehälter: Schere bleibt offen
Von Anita Staudacher
Sie können an einer Hand abgezählt werden, müssen aber nicht von der Hand in den Mund leben: Ganze fünf Frauen in Österreich haben im Vorjahr ein Jahreseinkommen von mehr als einer Million Euro bezogen. Lediglich 47 angestellte Frauen verdienten mehr als 500.000 Euro brutto und müssten wohl die geplante Reichensteuer berappen. Bei den Männern wären übrigens knapp 1000 Spitzenverdiener betroffen.
Die statistischen Ausreißerinnen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen insgesamt nach wie vor nur 60 Prozent der Männereinkommen erreichen. Laut Statistik Austria stieg das mittlere Bruttojahreseinkommen (Median) zwar im Vorjahr mit 0,9 Prozent auf 18.270 Euro stärker als jenes der Männer mit 0,7 Prozent auf 30.316 Euro, die "Schere" verharrte aber unverändert bei 40 Prozent. Beim Median-Wert befinden sich ebenso viele Einkommen darüber wie darunter. Der Vorteil gegenüber Durchschnittswerten: Die höchsten Einkommen fallen weniger stark ins Gewicht.
"Die Einkommensschere schließt sich nur sehr, sehr, sehr langsam", fasst Stefanie Scheikl von der Statistik Austria zusammen. Der größte statistische Gehaltsunterschied ergibt sich durch die hohe Teilzeitquote bei den Frauen. Diese ist im Vorjahr erneut angestiegen und beträgt nunmehr bereits 45 Prozent. Bei den Männern sind es neun Prozent. Werden nur die Vollzeit- und Ganzjahresbeschäftigten gezählt, erzielten Frauen im Vorjahr 81 Prozent der Männereinkommen.
Branchen-Abschlag
Deutliche Differenzen ergeben sich zwischen den einzelnen Branchen. Frauen arbeiten noch immer überwiegend in klassischen "Frauenbranchen" wie Kinder- und Altenbetreuung, Krankenpflege, Handel oder Tourismus. Der Dienstleistungssektor ist stark wachsend und bietet viele Jobs. Sie sind aber im Vergleich zu techniklastigen "Männerbranchen" unterdurchschnittlich bezahlt.
Die geringste Einkommensschere und die höchsten Gehälter gibt es im öffentlichen Dienst. Beamtinnen bezogen mit einem mittleren Bruttojahreseinkommen von 46.726 Euro rund 93 Prozent des Einkommens ihrer männlichen Kollegen. Vollzeit-Beamtinnen verdienten mit 50.304 Euro sogar mehr als Beamte. Dafür verantwortlich sind vor allem ein höheres Durchschnittsalter sowie ein höheres Bildungsniveau.
Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek bezeichnete die jüngste Statistik als "alarmierend". Bereits eingeleitete Maßnahmen wie der Online-Gehaltsrechner, verpflichtende Einkommensberichte sowie Gehaltsangaben in Stelleninseraten sollen zu mehr Lohngerechtigkeit führen.