Fondsbranche in Deutschland mit weiterem Rekordjahr
Die rasche Erholung an den Börsen nach dem Crash zu Beginn der Pandemie hat der deutschen Fondsbranche ein weiteres Rekordjahr beschert. "Das von der Coronakrise geprägte Börsenjahr 2020 hat sich deutlich besser entwickelt als vor einem Jahr erwartet", bilanzierte der Präsident des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI), Alexander Schindler, am Dienstag in Frankfurt.
"Die Erholung an den Wertpapiermärkten trug dazu bei, dass die Fondsgesellschaften zum Jahresende mit 3.850 Milliarden Euro eine neue Rekordmarke beim verwalteten Vermögen erreichten", sagte Schindler. Ein Jahr zuvor waren es knapp 3.400 Milliarden.
"2020 war in Anbetracht der Corona-Krise ein sehr gutes Absatzjahr", so Union-Investment-Manager. Unter dem Strich steckten Anleger nach BVI-Angaben 127 Milliarden Euro frisches Geld in Investmentfonds. Das sei der dritthöchste Wert seit Aufzeichnung der Statistik. Lediglich 2015 (193 Mrd Euro) und 2017 (164 Mrd Euro) verzeichneten die Anbieter in Europas größtem Fondsmarkt Deutschland demnach mehr Neugeschäft.
Knapp zwei Drittel (63 Prozent) des Neugeschäfts mit rund 80 Milliarden Euro steuerten Profianleger wie Versicherer und Pensionskassen mit Investments in offene Spezialfonds bei. Mit einem Vermögen von nun 1.998 Milliarden Euro sind solche Spezialfonds die größte Fondsgruppe in Deutschland.
Publikumsfonds, die sich an breitere Anlegerschichten richten, sammelten mit 43,2 Milliarden Euro unter dem Strich deutlich mehr neue Gelder ein als ein Jahr zuvor (17,3 Mrd Euro). Nachdem Anleger im Zuge des Kurssturzes an den Börsen im ersten Quartal 2020 Gelder abgezogen hatten, habe sich das Neugeschäft bei Publikumsfonds rasch erholt. Die Absatzliste in dieser Kategorie führten Aktienfonds an: Hier investierten Anleger netto 20,9 Milliarden Euro und damit mehr als vier Mal so viel wie ein Jahr zuvor (4,5 Mrd Euro). Das Vermögen in offenen Publikumsfonds summiert sich auf 1.180 Milliarden Euro.
"Offenbar haben viele Deutsche die Corona-Krise genutzt, um erstmals, nach längerer Zeit wieder oder stärker in die Wertpapieranlage einzusteigen", sagte Schindler. "Da Sparbücher keine Erträge mehr abwerfen, beobachten wir ein zunehmendes Interesse der Sparer an der Fondsanlage. Die niedrigen Zinsen schaffen also das, woran jahrelange Finanzbildung oder die Förderung der Aktienkultur gescheitert sind."