Wirtschaft

Flughafen Wien: Folgen des Urteils

Nach dem umstrittenen Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das aus Klimaschutzgründen den Bau der dritten Piste des Flughafens Wien unterbindet, stellen sich viele Fragen. Der KURIER versucht die wichtigsten davon zu beantworten:

Welche Bedeutung hat der Wiener Flughafen als Drehkreuz?

Aufgrund der günstigen geopolitischen Lage ist der Flughafen ein ideales Drehkreuz (Hub) zwischen West- und Osteuropa. Nicht nur für Direktflüge, sondern auch für Transitverkehr auf den Langstrecken. Wien steht innerhalb des Lufthansa-Konzerns als Hub in starker Konkurrenz zu Frankfurt, München und Zürich. Kann Wien nicht ausgebaut werden, wird die Lufthansa nicht mehr weiter in ihre Tochter AUA investieren.

Wie oft müssen Flugzeuge in der Luft kreisen und was heißt das für den CO2-Ausstoß?

Würde die dritte Piste gebaut, könnten Flugzeuge ungestört starten und landen. Flughafen-Vorstand Günther Ofner sagt , dass doppelt so viele Maschinen starten und landen könnten wie jetzt und das bei weniger CO2-Ausstoß. Denn das Kreisen verursache hohen Kerosinverbrauch und belaste das Klima.

Würde sich der Fluglärm für die Bewohner Wiens durch eine dritte Piste erhöhen?

Der Fluglärm über Wien würde sinken. Denn die Flugzeuge müssten bei Schlechtwetter nicht mehr über der Bundeshauptstadt fliegen. Für Ofner ist es bemerkenswert, dass die Richter den Punkt der Lärmbelastung, der von den Beschwerdeführern ganz oben auf der Liste stand, nicht beachtet haben.

Ist eine dritte Piste aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll?

Österreichs Wirtschaft ist stark exportorientiert und braucht einen Hub mit einem attraktiven Streckennetz. Gute Flugverbindungen sind Kriterien für Standortentscheidungen. Auch der wachsende Tourismus profitiert von einer Kapazitätserweiterung am Flughafen. Stößt der Flughafen an seine Grenzen, wird der Flugverkehr nicht weniger, verlagert sich aber.

Sollte Wien tatsächlich keine dritte Piste bauen dürfen: Welche anderen Flughäfen werden davon profitieren?

Vor allem der stark aufstrebenden Flughäfen Bratislava sowie München und Laibach. Der Flughafen Wien wollte vor einigen Jahren den Airport Bratislava übernehmen, die Regierung Fico verhinderte dies aber aus nationalistischen Gründen.

Welche Folgen könnte der Richterspruch auf andere Groß-Bauvorhaben in Österreich haben?

Der Richterspruch bedeutet nicht, dass keine Straßen mehr gebaut oder Industrieanlagen erweitert werden dürfen. Denn nur im Luftfahrtgesetz stehe, dass ein Ausbau öffentlichen Interessen nicht entgegenstehen dürfe, betont die Leiterin des Instituts für Umweltrecht der Uni Linz, Erika Wagner. Die Juristen der Industriellenvereinigung bezweifeln das allerdings. Laut Wagner werden bei Industrie- oder Straßenbauten Auswirkungen auf die Umwelt geprüft, nicht aber auf das Klima.

Wie reagieren die Analysten auf die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts?

Die Raiffeisen Centrobank sieht das durchaus positiv für Aktionäre des Flughafen Wien. Der Entfall von Baukosten in Höhe von 1,25 Milliarden Euro würde negative Konsequenzen wie niedrigere Wachstumsraten des Flughafens überwiegen. Wegen schwächerer Passagierentwicklung und dem Trend zu größeren Flugzeugen sei der Bau der dritten Piste ohnehin unsicherer geworden.