Wirtschaft

Fluch des billigen Öls: OPEC sucht Notausgang

Für die Autofahrer ist der Ölpreisverfall wunderbar: So wenig wie in den vergangenen Monaten haben sie schon lange nicht mehr für das Füllen ihres Tanks bezahlt. Sie sind aber die einzigen, die sich über die Folgen des tiefen Ölpreises freuen können. Den Öl-Förderländern geht ökonomisch allmählich die Luft aus, in den USA sind Hunderte Schieferöl-Produzenten pleite und die Industrieländer kommen trotz des "günstigen wirtschaftlichen Schmiermittels" nicht aus der Krise.

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Jetzt reicht es auch dem mächtigen Öl-Staat Saudi-Arabien: Gemeinsam mit Russland, Kasachstan und einer Reihe von OPEC-Mitgliedern will das ölreichste Land der Welt am Sonntag in der Hauptstadt Katars, Doha, die Notbremse ziehen. Die Ölförderung soll weltweit auf dem Niveau von Jänner 2016 eingefroren werden. Gelingt das, dürften die Autofahrer bald weniger Freude beim Tanken haben. Gegen Ende 2016 sollte der Öl- und damit auch der Spritpreis kräftig anziehen.

Unsicherer Iran

Schon im Vorfeld des Treffens in Doha vollzog der Ölpreis einen Höhenflug. Von unter 30 Dollar je Fass (159 Liter) Ende Jänner ist er auf mittlerweile mehr als 40 Dollar geklettert. Das ist einigermaßen verwunderlich, zumal die Jänner-Ölförderung fast auf Rekordniveau lag. Und dieses einzufrieren soll den Ölmarkt stabilisieren?

Dazu kommt, dass der Iran nach Aufhebung der Wirtschaftssanktionen nicht daran denkt seine Produktion zu drosseln. 3,3 Millionen Fass am Tag soll das Land zuletzt aus dem Boden gepumpt haben, vier Millionen ist sein Förderziel. Das will der Iran auch erreichen. Das einzige Land, das mit dem Einfrieren wirklich seine Fördermöglichkeit beschränkt, ist demnach Saudi-Arabien. Nur der Wüstenstaat könnte noch mehr Öl produzieren als im Jänner. Die Russen, Kasachen oder viele OPEC-Staaten sind an ihren Kapazitätslimits angelangt.

Tamas Pletser, Ölanalyst der Erste Group, hält das Doha-Treffen dennoch für ein wichtiges Signal: Werde die Ölförderung nicht weiter erhöht, während die Nachfrage steige, dürfte der Ölpreisverfall auf jeden Fall beendet sein. Er glaubt auch, dass der Iran in "politischen Gesprächen" kooperationswillig sei. 2017 könnte der Ölpreis in Richtung 60 Dollar je Fass ziehen. Investitionen in die Förderung würden sich wieder rechnen. Bleibt die Frage, was die USA wollen. Das OPEC-Mitglied Venezuela hat den USA nämlich "kriegsähnlichen Druck" auf die Ölförderer vorgeworfen. Die Regierung in Washington wolle eine Einigung in Doha torpedieren. Es gehe gehen Russland, die OPEC und die linke Regierung Venezuelas.