Fissler: Ein Druckkochtopf für Angsthasen
Von Simone Hoepke
KURIER: Sie bringen einen Schnellkochtopf auf den Markt, der ans Smartphone Signale über den Druck im Topf sendet. Brauchen wir das Handy jetzt schon zum Kochen?
Markus Kepka: Im Haushalt gibt es drei Dinge, die sich in den vergangenen 500 Jahren nicht geändert haben: das Rad, die Axt und der Kochtopf. Jetzt sind Smartphones Teil unseres Lebens und darauf reagieren wir.
Aber wer soll das kaufen?
Wir haben zwei Zielgruppen: Zunächst die Ängstlichen, die sich nicht aus der Küche trauen, wenn der Schnellkochtopf am Herd steht. Sie bekommen dann über Bluetooth Infos über den Druck im Kochtopf auf ihr Handy gesandt und müssen nicht mehr neben dem Herd stehen bleiben. Das Handy fordert sie gegebenenfalls auch auf, die Temperatur der Herdplatte zurückzudrehen.
Und wen wollen Sie sonst noch damit erreichen?
Junge Menschen, die über ihre Smartphone-App überhaupt erst zum Kochen gebracht werden. Wir bieten dann ja auch Kochrezepte für den Schnellkochtopf. In einer ersten Testphase am deutschsprachigen Markt.
Wie wichtig sind eigentlich Kochshows für Ihr Geschäft?
80 Prozent der Shows sind Schrott, weil es gar nicht ums Essen geht, sondern um schlechte Witze der Moderatoren. Wir bräuchten mehr gute Kochshows.
Fissler macht die Hälfte des Umsatzes in Asien. Sie liefern Woks nach China und Korea – klingt ein wenig wie Wasser zum Brunnen tragen, oder?
Jetzt will Fissler offenbar auch noch chic sein. Sie schicken Models mit Kochtöpfen über Laufstege ...
Zu solchen Aktionen gehört schon Mut und Kreativität. Das haben wir, dafür stehen wir. Und die jungen Frauen im Publikum sind genau unsere Zielgruppe.
Sie machen bereits die Hälfte des Umsatzes in Asien, produzieren aber noch immer ausschließlich in Deutschland. Bleibt das so?
Ja, es zahlt sich bei unserer Qualität gar nicht aus, in Asien zu fertigen. 70 Prozent unserer Kosten entfallen auf Edelstahl, der kostet überall gleich viel. Vielleicht wäre die Produktion unterm Strich um zehn bis 15 Prozent billiger, aber dann kommen die Logistik- und Kapitalkosten dazu. Daher zahlt sich das für uns nicht aus.
Sie wollen den Umsatz bis 2020 um 50 Prozent steigern. Hauptsächlich in Asien?
Neben Asien auch in den USA, wo wir noch nicht so stark vertreten sind. In Europa sehe ich vor allem in Polen, der Türkei und Spanien weiteres Potenzial.
Wie entwickelt sich der Markt insgesamt?
In Wellenbewegungen. Vor 15 Jahren gab es einen starken Zug in Richtung Diskont. Jeder war stolz, möglichst billig einzukaufen – diese Entwicklung hat auch den Haushaltswarenbereich betroffen. Deutschland und Österreich waren besonders Diskont-affin. Jetzt gibt es wieder ein Umdenken hin zu mehr Qualität.
Pfannen und Töpfe gibt es auch bei jedem Diskonter und Möbelhändler zum Schleuderpreis. Sind diese so viel schlechter?
Sie kommen aus Großserien aus China und haben einen ganz anderen Materialeinsatz. Es gibt Töpfe und Pfannen, die können Sie verbiegen, so dünn ist das Material. Oft ist das Material nur halb so stark wie bei unseren Produkten – und hat auch nur halb so viel gekostet. Nach zwei Jahren können Sie so einen Topf aber wegwerfen.
kika/Leiner ist von der Steinhof-Gruppe übernommen worden, die sich vor allem im Diskont-Geschäft auskennt. Zittern Sie um die Umsätze, weil kika/Leiner einer der größten Fissler-Verkäufer in Österreich ist und Fissler so gar nicht für Diskont steht?
In Österreich gibt es ja keine Kaufhäuser wie Karstadt oder Kaufhof in Deutschland. Deren Funktion haben in Österreich die Möbelhäuser übernommen. Für uns sind kika/Leiner und Lutz als Vertriebsschiene ganz wichtig. Ich hoffe, der Steinhoff-Konzern versteht, dass er in Österreich nicht so einen strengen Diskontkurs fahren darf wie in Frankreich.
Rechnen Sie mit Umsatzrückgängen?
Die Übernahme von kika/Leiner wird den Markt neu sortieren. Wir erwarten im Österreich-Geschäft deshalb vorerst einmal eine Stagnation.
Wie viel setzen Sie in Österreich um?
Derzeit sind es acht Millionen Euro, ich sehe aber ein Potenzial für bis zu zwölf Millionen.
Sie haben vor einem Jahr mit dem Gläserhersteller Riedel gemeinsam einen Shop in Kufstein eröffnet. Werden da weitere folgen?
Wir sind in der Testphase, in einem halben Jahr wissen wir mehr. Eine überschaubare Zahl an Flagshipstores wäre aber schon wünschenswert.
Fissler ist einer der führenden Hersteller von hochwertigem Kochgeschirr. Das Unternehmen in Rheinland-Pfalz wurde 1845 gegründet und gehört noch heute der Familie Fissler.
2013 setzte Fissler 218 Mio. Euro um, davon 110 Mio. Euro in Asien. Fissler hat ihren Schnellkochtopf auf den Markt gebracht.
Der Konzern beschäftigt rund 700 Mitarbeiter, davon 60 in Österreich. Der passionierte Klavierspieler Markus Kepka (52) ist seit 2010 Geschäftsführer.