Wirtschaft

Finanzmetropole: Diese Städte buhlen um Londons Status

Die Standortinitiative von Frankfurt am Main hat schon eine eigene Internetseite ins Netz gestellt. Tenor: Kommen Sie nach Frankfurt, hier lässt es sich gut leben.

Adressaten der Botschaft sind Banker, die nun zweifeln, ob London nach dem Brexit-Votum seinen Platz als Finanzmetropole behalten kann. Frankfurt ist eine der Städte, die der britischen Hauptstadt diesbezüglich den Rang ablaufen möchte. Eine Finanzmetropole ist auch Frankfurt, nur ist das Umfeld nicht so aufregend wie eben in London.

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Was für Frankfurt spricht, ist, dass man hier in unmittelbarer Nähe zur EZB (Europäische Zentralbank) wäre.

Ob der Brexit überhaupt ein Abwandern der Banken von London bewirkt, ist freilich noch offen. Experten sind sich sicher, dass aber in den nächsten Monaten viel passieren wird und bei den großen Unternehmen schon entsprechende Planungen beginnen werden. Klar, sie wollen nicht kurzfristig mit einer notwenigen Umsiedlung konfrontiert werden.

"Bei einem Austritt Großbritanniens aus der EU können die Behörden der Eurozone nicht länger tolerieren, dass ein großer Anteil von Finanztransaktionen im Ausland abgewickelt wird", betont Christian Noyer, ehemaliger Vize der Europäischen Zentralbank (EZB).

"Es wäre außergewöhnlich, wenn die EZB zulassen würde, dass ihr Geld weiterhin außerhalb ihrer Kontrolle gehandelt wird", assistiert Graham Bishop, ein Berater in Fragen der Finanzmarkt-Regulierung. Diese Ansicht teilt auch Nicholas Vernon, Experte für die Finanzdienstleistungsbranche bei der Denkfabrik Bruegel. Der Status quo sei zwar durch die europäischen Verträge gedeckt. "Wenn der EU-Rahmen aber nicht mehr vorhanden ist, kann diese Sonderrolle nicht mehr aufrechterhalten werden."

Rund 350.000 Menschen sind in London im Finanzsektor tätig. Und die ersten Unternehmen haben bereits angekündigt, London verlassen zu wollen. Wie unattraktiv London in Zukunft werden wird, hängt wohl auch von den anstehenden Verhandlungen der Briten mit der EU ab. In den Verhandlungen dürfte es vor allem um den sogenannten EU-Pass gehen, der es den in London ansässigen Finanzinstituten bisher erlaubt, ihre Produkte in ganz Europa zu verkaufen, ohne in jedem Land eine eigene Niederlassung aufzumachen.

Aber auch ein anderer Aspekt könnte den Banken Probleme bereiten. Bei manchen der Unternehmen beträgt der Anteil an ausländischen Mitarbeitern 20 Prozent. Verlieren sie ihre Arbeitsbewilligungen, muss sich die betreffende Bank etwas überlegen.

Paris

Aber nicht nur Frankfurt macht sich Hoffnungen, auch Paris würde gern die Rolle von London übernehmen. In der Financial Times warb Paris schon per Inserat mit "Willkommen in der Region Paris".

Verglichen mit Frankfurt hat Paris das Flair einer Weltstadt. Allerdings sind die Steuersätze vergleichsweise hoch (obwohl hier mit Entgegenkommen der Regierung zu rechnen wäre) und der Großraum Paris ist ohnehin schon sehr dicht besiedelt.

Stichwort Steuersätze. Diesebezüglich hätte Dublin gute Karten, 12,5 % werden in Irland fällig. Dazu kommt, dass keine Sprachumstellung notwendig ist. Dagegen spricht, dass die vorhandene Infrastruktur vergleichsweise bescheiden ist.

Luxemburg

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Ähnliches gilt auch für Luxemburg, das sich ebenfalls Hoffnungen macht, den Status als Finanzstandort ausbauen zu können. Lifestyle und umfangreiches Freizeitangebot würden die von London verwöhnten Banker in Luxemburg wohl vermissen. Auf der anderen Seite spricht auch für Luxemburg ein marktfreundliches Umfeld und der niedrige Steuersatz.

Viele Investmentfonds sind schon jetzt in Luxemburg ansässig. Die Luxemburger hätten auch gern die Bankenaufsichtsbehörde EBA bei sich und berufen sich dabei auf einen Beschluss der EWG aus dem Jahr 1965, in dem festgelegt wurde, dass Finanzorgane der EU in Luxemburg angesiedelt werden sollen.