Wirtschaft

Favoritinnen für Spitze des ÖBB-Aufsichtsrates

Noch gibt es für Verkehrsministerin Doris Bures, SP, keinen offiziellen Anlass zu einer Nachfolge-Diskussion über ÖBB-Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker. Bures gilt grundsätzlich als sehr loyal und steht hinter ihrem obersten Bahn-Kontrollor. Der SP-nahe Manager will die Untreue-Anklage um die ungarische Güterbahn MAV-Cargo unbedingt durchfechten.

Zwar gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung, aber dem Image der Bahn tut’s nicht gut, wenn der Vorsitzende im Herbst einige Tage lang unter breiter medialer Beobachtung vor einem Schöffengericht sitzt. Außerdem ist noch offen, ob Pöchhacker auch in der Causa "Terminaltower Linz" aus seiner Zeit als Porr-Chef eine Anklage zu erwarten hat. Pöchhackers Mandat an der ÖBB-Spitze läuft 2015 aus.

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Hinter den Kulissen wird daher schon munter über die Nachfolge spekuliert. In diesem Fall über die Nachfolgerin. Zwei Kandidatinnen sitzen bereits im Aufsichtsrat:Gertrude Tumpel-Gugerell,ehemalige rote Vize-Gouverneurin der Nationalbank und Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank. Sowie die ehemalige SP-Politikerin und Siemens-TopmanagerinBrigitte Ederer. Tumpel-Gugerell wird eine ausgezeichnete Expertise als Finanzexpertin attestiert, Ederer hat Erfahrung in Privatwirtschaft und Politik. Der Vorsitz im ÖBB-Aufsichtsrat ist selbstredend auch eine politische Funktion. Die Herren im Gremium kommen wohl weniger infrage.
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Als Überraschungskandidatin wirdClaudia Kahr gehandelt. Bures machte die Verfassungsrichterin 2010 zur Aufsichtsratsvorsitzenden der Autobahngesellschaft Asfinag, was die ÖVP heftig empörte. Die Schwarzen wolltenMarkus Beyrer, damals Generalsekretär der Industrie und später Kurzfrist-Chef der Staatsholding ÖIAG, in die Asfinag hieven. Kahr gilt als enge Vertraute von Bures aus der Zeit im Wiener Rathaus und war im Aufsichtsrat der Stadtwerke.

ÖBB-Chef Christian Kern präsentierte dem Aufsichtsrat am Dienstag das Halbjahres-Ergebnis der Bahn. Die ersten sechs Monate liefen operativ hervorragend, dazu summierten sich Sondereffekte, etwa aus dem Verkauf des Postbus-Geländes in Erdberg(15 Millionen Euro). Das zweite Halbjahr wird verhaltener, doch das Ergebnisziel für das Gesamtjahr von 155 Millionen Euro dürfte locker zu erreichen sein. Der Aufsichtsrat beschloss außerdem die Aufrüstung der railjet-Flotte von derzeit 51 auf 60 Garnituren, der KURIER berichtete bereits.