Wirtschaft

Fanartikel, Fußball und Fusionen

Im Vorjahr hat der Sportartikelhändler Intersport International mit 5400 Verkaufsstellen in 41 Ländern erstmals mehr als zehn Milliarden Euro umgesetzt.

KURIER: 2012 war die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine ein Wachstumstreiber. Fehlen Ihnen heuer solche Großveranstaltungen?
Franz Julen: Große Fußballevents schlagen sich unmittelbar im Umsatz nieder. Solange ein Team im Turnier ist, verkaufen sich die Fanartikel, mit dem Ausscheiden ist auch das Geschäft schlagartig aus. Heuer fehlen solche Großevents, genauso wie Olympia. Veranstaltungen wie Olympia bringen den Sport ins Bewusstsein der Bevölkerung, motivieren sie Sport zu machen. Auch wenn wir keine Badehose mehr verkaufen, nur weil US-Schwimmstar Michael Phelps eine Medaille gewinnt.

Intersport hat für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien den Zuschlag für den offiziellen Fifa-Event-Store bekommen. Die Lizenz zum Gelddrucken?
Es ist mit der FIFA vertraglich vereinbart, dass wir in mindestens 550 Geschäften in mindestens 20 Ländern Fifa-WM-Corners einrichten. Diese Zusammenarbeit bringt zusätzliche Umsätze, Zahlen darf ich aber nicht nennen. Wir sind auch das offizielle Sportgeschäft der UEFA für die Fußball-Europameisterschaft 2016 und haben Partnerschaften für Basket- und Handball, also alle großen Ballsportarten. Würde sich das nicht rechnen, hätten wir 2008 nach der EURO in Österreich und der Schweiz, wo Intersport erstmals das offizielle Sportgeschäft war, aufgehört. Die offiziellen Fanstores bringen uns Glaubwürdigkeit, Image, Exklusivität und natürlich Umsätze, weil wir selbst Fanartikel herstellen können.

Intersport macht weltweit rund 17 Prozent des Umsatzes mit eigenen Marken. Wo lassen Sie die Ware fertigen?
Mit Ausnahme von Ski, Skischuhen und Bindungen in Fernost. Intersport kauft in Fernost jährlich Waren im Volumen von einer halben Milliarde Euro ein, 80 Prozent davon in China.

Die Karawane der Textilproduzenten zieht weiter in noch billigere Länder wie Bangladesch. Sie auch?
China wird immer unser wichtigster Lieferant bleiben, weil die Qualität vor allem bei technischen Produkten wie Fitnessgeräten oder Funktionskleidung dort am besten ist. Wir fertigen aber auch in Bangladesch, Pakistan, Indien, Vietnam und Kambodscha.

Stellen Sie sich in China auf steigende Preisen ein?
Die Rohmaterialpreise und Währungen entwickeln sich relativ stabil. Aber die Produktionskapazitäten in China werden knapper, weil viele, die im Gegensatz zu uns Hals über Kopf in noch billigere Produktionsländer weitergewandert sind, mittlerweile wieder zurückkommen. Das Lohnniveau in China steigt, die Auswirkungen auf die Konsumentenpreise kann ich aber noch nicht einschätzen.

Intersport ist in 41 Ländern tätig, macht aber 80 Prozent des Geschäfts in Westeuropa. Ist der Markt hier nicht gesättigt?
In Westeuropa wird der Verdrängungswettbewerb noch härter werden. Ich rechne aber in Osteuropa und vor allem Asien und dem mittleren Osten mit Wachstum.

Wie ist das Jahr angelaufen?
Der Winter war viel zu lange. Im März konnten wir deswegen im Fußball-, Lauf- oder Rad-Segment schlecht verkaufen. Ich denke, dass wir wegen des schlechten Wetters heuer auf Vorjahresniveau abschließen werden. Das Wetter spielt bei uns eine größere Rolle als die Konjunktur.

Aber nur bis zu einem gewissen Grad, wenn man nach Spanien oder Italien schaut, oder?
Dort hat die Krise – unter anderem die Jugendarbeitslosigkeit – ein Ausmaß angenommen, das uns natürlich trifft. Die ersten fünf Monate waren beinhart, da kann man nicht mehr von einem Wetterproblem reden.

Werden Sie sich in diesen Ländern etwas aus dem Spiel nehmen?
Nein, Konkurrenten verlieren noch mehr als wir – wir gewinnen Marktanteile. In Griechenland haben wir ein Umsatzplus und drei neue Geschäfte eröffnet.

Die große Expansion ist aber in Asien geplant. Was ist das Ziel?
Wir wollen bis 2020 in Asien 500 Geschäfte und eine Milliarde Umsatz erzielen. Im Dezember haben wir die Sportschuh-Kette Athlete’s Foot übernommen. Derzeit haben wir in Korea, Indonesien, den Philippinen und Australien über 200 Geschäfte. In China werden im August die ersten drei eröffnet. Wir werden in Asien eine ähnliche Präsenz aufbauen wie in Osteuropa, wo wir mit knapp 400 Geschäften in 15 Ländern vertreten sind.

In Österreich will die deutsche Intersport-Gruppe bis August mehrheitlich bei Intersport Österreich einsteigen. Wie sehen Sie die Pläne?
Äußerst positiv, weil das Synergien auf ähnlich gelagerten Märkten bringt. Es wird Intersport stärken.

Was hat der Konsument davon?
Intersport Deutschland ist mit einem Umsatz von 2,8 Milliarden Euro das mit Abstand größte Intersport-Land. Von dieser Zusammenarbeit kann der österreichische Händler und Konsument in Form von verbesserten Angeboten und Dienstleistungen, sprich Preisen, profitieren.

5400 Verkaufsstellen in 41 Ländern

Franz Julen: Der Schweizer ist seit dem Jahr 2000 Vorstandsvorsitzender der Intersport International Corporation (IIC). Zuvor war er Manager seines Bruders Max Julen (Olympiasieger im Riesenslalom 1984), arbeitete als Sportjournalist sowie als Sportvermarkter und Betreuer, unter anderem für Petra Kronberger. Julen war fünf Jahre Chef der Skifirma Völkl. Der 55-Jährige hat zwei Kinder. Seine Hobbys: Tennis, Joggen, Skifahren.

Intersport: An den Einkaufsverbund mit Sitz in Bern sind rund 5400 Verkaufsstellen in 41 Ländern angeschlossen. Im Vorjahr hat die Gruppe die Umsatzmarke von zehn Milliarden Euro geknackt (plus drei Prozent). In Westeuropa, wo die Intersport International rund 80 Prozent des Umsatzes macht, herrscht ein harter Verdrängungswettbewerb. ICC will verstärkt nach Asien expandieren.