Fairtrade: Bitteres Geschäft mit Bohnen
Von Simone Hoepke
Hartwig Kirner, Chef von Fairtrade Österreich, hält eine Mozart Kugel in der Hand und grinst über das ganze Gesicht. "Wie cool ist das denn?", fragt er und zeigt auf das Fairtrade-Siegel auf der Packung. Kirner hat den Süßwarenhersteller Heindl als Kunden gewonnen.
Der Wiener Betrieb verarbeitet jährlich mehr als 460 Tonnen Schokolade – künftig nur noch aus fairer Produktion. Firmenchef Walter Heindl betont aber auch, dass er Zucker weiterhin von österreichischen Bauern kaufen wird – und nicht von Fairtrade-Kooperativen aus fernen Ländern.
In manchen Kooperativen ist die Quote noch viel tiefer, etwa in jener von Fortin Bley auf der Elfenbeinküste. Nur 13 Prozent der möglichen Erntemenge können seine 600 Bauern als Fairtrade und damit zu entsprechend höheren Preisen absetzen. Den Großteil verkaufen sie als konventionelle Ware – meist zu Dumpingpreisen.
Elfenbeinküste Nr. 1 bei Kakao
Die Elfenbeinküste ist der größte Kakaoexporteur der Welt. In Europa kommen mehr als 90 Prozent der verarbeiteten Bohnen aus dem westafrikanischen Land. Wie viel die Bauern für ihre Ernte bekommen, entscheidet aber ausschließlich die Regierung. Und der Staat verdient gut an den Bohnen. Vom Verkaufspreis behält er sich 22 Prozent ein, weitere 18 Prozent gehen an Exporteure, nur 60 Prozent bekommen die Bauern, sagt Bley. Weil der Verdienst kaum zum Leben reiche, werde immer mehr produziert, obwohl es schon jetzt Absatzschwierigkeiten gibt.
Confiserie Heindl
Bei Heindl werden die Süßwaren durch den Umstieg auf Fairtrade "um durchschnittlich drei bis vier Prozent" steigen, sagt der Firmenchef. Bei seinen Produkten würden sich andere Rohstoffe und Kostenstellen wie Personal, Verpackung oder Vertrieb viel stärker in der Kalkulation niederschlagen.
Heindl, zu dem auch die Marke Pischinger gehört, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 23 Millionen Euro umgesetzt. Rund 60 Prozent des Geschäfts macht das Familienunternehmen mit seinen eigenen Filialen, 34 Prozent mit dem Lebensmitteleinzelhandel, der Rest kommt aus dem Exportgeschäft. Das Unternehmen beschäftigt rund 200 Mitarbeiter und produziert in Wien.