Wirtschaft

EZB-Chefvolkswirt: "Spar-Anstrengung verdoppeln"

Was der Deutsche Jürgen Stark, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB) und Chefvolkswirt dieser Institution, zu sagen hat, wird von Finanzmärkten und Politik mit Aufmerksamkeit verfolgt. Beliebt sind seine Ansichten nicht immer. Vorige Woche hat er seinen Rücktritt angekündigt.

Am Donnerstagabend sprach er bei einem Vortrag der bankwissenschaftlichen Gesellschaft in Wien.

Jürgen Stark über...

Ursachen der Krise
Diese ist in vielen Fällen hausgemacht. Die Puffer in den Staatshaushalten aus den guten Zeiten wurden aufgebraucht. Es gibt keine unschuldigen Opfer. Zudem hat die lange Phase der niedrigen Zinsen und reichlicher Liquidität zu einer falschen Einschätzung der Risiken auf den Finanzmärkten geführt.

Lösungen
Die Krise ist durchaus beherrschbar. Der entscheidende Ansatz ist für alle Staaten, zu Hause zu beginnen. Griechenland muss seine Spar-Anstrengungen verdoppeln. Das Land braucht zudem Strukturreformen und Privatisierungen. Mit der Hilfe der EU hat Athen auch Zeit dafür bekommen.

Gemeinsame Anleihen
Wenn die Euroländer zusammen Anleihen emittieren, damit sich Schuldnerländer billiger finanzieren können, löst das die strukturellen Probleme nicht. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich die Schuldnerländer dann weniger anstrengen.

Ratingagenturen
Das Grundproblem ist: Was wissen die Agenturen wirklich? Bis 2007 haben sie am Wagenrad geschlafen, dann haben sie plötzlich scharf reagiert, als die Griechen ein Sparpaket verhandelt haben. Daran würde auch eine europäische Ratingagentur nichts ändern. Andererseits ist zusätzlicher Wettbewerb für Ratingagenturen gut.

Schuldenschnitt
Entscheidend ist, dass Griechenland eine Schuldentragfähigkeit erreicht. Das Land muss zunächst selbst Steuereinnahmen mobilisieren. Es gibt genügend Millionäre dort und viele Staatsunternehmen. Da muss angesetzt werden.

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