Wirtschaft

Export-Weltmeister Deutschland am Pranger

Der neuerliche Rekordüberschuss, den Deutschland in seiner Export/Importbilanz im September erzielte, ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Wenn Deutschland so viel exportiert, müssen andere Länder – etwa Südeuropa – viel importieren, was Ungleichgewichte in der Eurozone aufbaut und die Verschuldung der Importländer erhöht, lautet die Kritik, die vor allem aus den USA und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) kam.

Um den Spitzenwert von 20,4 Milliarden Euro überstiegen die deutschen Ausfuhren die Einfuhren. Der bisherige Höchststand wurde im Juni 2008 mit 19,8 Milliarden Euro erzielt.

Der Vize-Chef des IWF, David Lipton, fordert jetzt sogar eine Obergrenze für die Handelsüberschüsse Deutschland. In der deutschen Wirtschaft erntet er damit völliges Unverständnis. „Niemand profitiert davon, wenn man Deutschlands Exporte schwächt“, sagte Anton Börner, Präsident des deutschen Großhandelsverbandes. Die deutsche Maschinenbauer-Branche bezeichnete die Diskussion sogar als „völligen Unsinn“.

Auch Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), scheint der Kritik wenig abgewinnen zu können: „Wir müssen sicherstellen, dass die anderen Staaten ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, damit sie so wettbewerbsfähig werden wie Deutschland“, sagte Draghi.

Annäherung

Sieht man sich die Detaildaten über die deutschen Exporte an, nimmt das den Kritikern allerdings den Wind aus den Segeln: Denn die Ungleichgewichte im Außenhandel der Euroländer, die als mitverantwortlich für die Euro-Krise gelten, sind so groß nicht mehr: Der Außenhandelsüberschuss der Deutschen mit den Euroländern ist nämlich in den vergangenen vier Jahren deutlich geschrumpft. Im Gegenzug ist das Handelsdefizit Spaniens und Portugals mit der Eurozone ebenfalls kleiner geworden. „Diese Bilanzen sind fast ausgeglichen. Das ist ein erfreulicher und positiver Trend“, betont Peter Brezinschek, Chefökonom der Raiffeisen Bank International.

Eine Annäherung zwischen Deutschland, Österreich und dem Süden der Eurozone gibt es auch bei den Arbeitskosten, die bei uns steigen und in Spanien sinken.