Wirtschaft

Experte: "Wahnsinn an den Börsen"

Der März war nicht immer ein guter Monat: Nicht nur, dass Cäsar angeblich an den Iden des März ermordet wurde. Auch an den Börsen hat der Frühlingsbeginn schon so manche böse Überraschung gebracht. Etwa im Jahr 2000, als die Technologieblase platzte.

Franz Gschiegl, Chef der zur Erste Group gehörenden Sparinvest, sieht auch in diesem März so allerlei Anzeichen, dass die Rekordjagd bald zu Ende sein könnte. Da wäre einmal die schon sechs Jahre dauernde Aktienhausse. Der deutsche Aktienindex DAX hat sich in dieser Zeit verdreifacht, die US-Technologiebörse Nasdaq vervierfacht und der Biotech-Index hat sich gar versechsfacht. Bei so einem Höhenflug kommen "seltsame Unternehmen" an die Börse. 2000 wollte Dieter Bohlen mit "Modern Talking" Aktien emittieren, jetzt will der Onlinedienst windeln.de an die Börse. Und da wären die schwindelerregend hohen Bewertungen einiger Unternehmen an der Börse. Apple kommt dabei auf das doppelte Bruttoinlandsprodukt von Österreich. Auch an den Anleihemärkten hagelt es Rekorde. Die 2012 ausgegebene 50-jährige österreichische Bundesanleihe hat sich im Kurs seither verdoppelt.

Schutzpatron Draghi

"Es gibt gute Gründe für den Höhenflug, etwa die Geldflut der Europäischen Zentralbank", sagt Gschiegl. Anleger sollten sich aber nicht nur auf den Schutzpatron, den EZB-Boss Draghi, verlassen. "Wenn man sich die Börsen und Anleihemärkte aus der Vogelperspektive anschaut, erkennt man: Das ist Wahnsinn. Das kann nicht so weitergehen", glaubt der Sparinvest-Chef.

Vor allem bei Anleihen rät er zur Vorsicht. Es werde nicht unbedingt einen Crash geben, aber weitere Kursgewinne seien nicht zu erwarten. Die Ampel stehe jedenfalls nicht mehr auf Grün, sondern blinke bereits orange. Alle, die noch investiert seien, sollten zumindest einen Teil verkaufen.

Auf den Aktienmärkten könnte es noch einige Monate aufwärts gehen. Den Hauptgrund dafür sieht Gschiegl in den mangelnden Alternativen. Wenn man Aktien verkaufe und das Geld nicht ausgebe, könne man nur aufs Sparbuch ausweichen. "Das ist sicher kein Ertragsbringer", sagt Gschiegl.

Er ist allerdings überzeugt, dass bei den Aktien nur noch "der letzte Hype" fehle. Das sei dann, wenn alle noch schnell einsteigen, sich die ersten Großinvestoren aber zu verabschieden beginnen. Und wenn die Großen einmal verkaufen, gehe es mit den Kursen rasch bergab. Die Pensionsfonds und Pensionskassen der Welt säßen auf einem Vermögen von 36.000 Milliarden Dollar. Wenn diese ihre Aktieninvestments reduzierten, spürten das die Börsen ziemlich kräftig.

Gschiegls Rat ist daher eindeutig: Zumindest einen Teil der Gewinne realisieren, damit nicht alles wieder weg ist, wenn es kracht.