Ex-Finanzminister Schelling beteiligt sich bei Möbel-Start-up
Von Andrea Hodoschek
Back to the roots: Hans Jörg Schelling startete seine Karriere als Manager und Unternehmer im Möbelhandel, dorthin zieht es ihn jetzt wieder zurück. Allerdings engagiert er sich nicht mehr im konventionellen Möbelgeschäft, sondern steigt ins digitalisierte Business ein. Der ehemalige ÖVP-Finanzminister hat sich vor kurzem an der Technologie-Plattform Roomle GmbH beteiligt. Vorerst im einstelligen Prozentbereich, aber mit einer Option, seine Anteile aufzustocken.
Roomle bildet reale Möbel in der digitalen Welt ab. Die Nutzer der Plattform können Möbel aussuchen, konfigurieren und in 3D-Darstellung in den Räumen, für sie gedacht sind, visualisieren. Die Branche brauche „einfache, intuitive und zukunftsorientierte Lösungen für Endkonsumenten, die den gesamten Prozess für Händler und Hersteller sauber abbilden“, erklärt Schelling. Er ortet mit der Digitalisierung für die um jeden Euro in einem beinharten Wettbewerb kämpfende Möbelbranche neue Chancen und Geschäftsfelder.
Gemeinsam mit Schelling hat Johannes Artmayr bei Roomle angedockt, Chef der Strasser Steine. Das Mühlviertler Unternehmen ist der größte Produzent von Küchenarbeitsplatten aus Naturstein in Mitteleuropa.
Anlaufverluste
Roomle kann finanzielle Stärkung samt fachlicher Expertise gut gebrauchen. Das 2014 gegründete Start-up schrieb in der Bilanz 2016 (aktuellere Daten sind nicht zugänglich) einen kumulierten Anlaufverlust von 1,87 Millionen Euro. Es wurde eine positive Fortbestandsprognose erstellt, die laufenden Verbindlichkeiten könnten laut Finanzplanung zuverlässig bedient werden, heißt es zur Bilanz.
Der aws Gründerfonds des Wirtschaftsministeriums hat in das Start-up Risikokapital investiert und hält die Sperrminorität mit knapp mehr als 25 Prozent. Einen kleinen Anteil hat der Medienexperte Michael Grabner. Mehrheitseigentümer mit 72 Prozent ist Roomle-Geschäftsführer Albert Ortig.
Nach eigenen Angaben hat die Plattform weltweit bereits mehr als zwei Millionen registrierte Nutzer und wächst monatlich um 100.000 App-Downloads.
Schelling war Geschäftsführer der Leiner/Kika-Gruppe, wechselte als Chef zu Möbel Lutz und baute das Familienunternehmen zum Marktführer aus. Als er in die Politik ging, verkaufte er seine Anteile. Als Hobby-Winzer betreibt er seit einigen Jahren das Stiftsweingut Herzogenburg.
Vergangene Woche startete Schelling operativ sein Engagement als Berater des umstrittenen Pipeline-Projekts Nord Stream 2 des russischen Energie-Riesen Gazprom. Schelling hatte wie berichtet im April der Gazprom-Führung die endgültige Fassung seines Beratungskonzeptes präsentiert. Der ehemalige Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger reaktivierte dafür seine Unternehmensberatungs-GmbH. Schelling ließ sich außerdem ins Lobbying-Register eintragen.