Wirtschaft

"Europa soll sich mit Schiefergas Zeit lassen"

Europa hat keinen dringenden Bedarf an Schiefergas“, ist Marc Hall, der für Energie zuständige Vorstand der Wiener Stadtwerke überzeugt. Das Thema werde auch in den USA „überhyped“ und vor allem von den börsennotierten Energiekonzernen getrieben. Deren Wert steige nämlich mit der Höhe der Gasreserven, die sie angeben können. Und dazu zählen seit wenigen Jahren eben auch die Schiefergas-Mengen der Unternehmen.

Anders als in den USA sei die Förderung dieses Gases („Fracking“) in Europa wesentlich schwieriger. Denn hier gebe es keine großen unbesiedelten Flächen oder Wüsten, wo Schiefergas ohne Beeinträchtigung der Menschen gefördert werden könne. Zudem lägen die Vorkommen viel tiefer unter der Erde als in den USA, die Produktion wäre daher viel teurer. „Auch die Polen sehen dies langsam realistischer. Sie haben sich zunächst um den Faktor 1000 verrechnet“, sagt Hall. Aktuell leidet Europas Erdgasmarkt ohnehin nicht an Gasmangel. Im Gegenteil: Das Angebot ist so groß, dass der Marktpreis für Gas stark unter Druck geraten ist. Die heimischen Gasversorger allerdings hängen in den Importverträgen mit Russland und Norwegen an Gaspreisen, die rund 30 Prozent über dem Marktpreis liegen. Sie hoffen, in Verhandlungen mit Gazprom und der norwegischen Statoil kräftige Preissenkungen durchsetzen zu können.

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Kraftwerke

Gaskraftwerke sind bei diesen Erdgaspreisen und dem derzeit niedrigen Strompreis nur mit Verlusten zu betreiben. Alle heimischen Gaskraftwerke – Mellach vom Verbund, Riedersbach von der Energie AG oder das Gaskraftwerk Linz – stehen still.

In Deutschland geht es dem Enerigekonzern E.ON nicht anders. Er hat jetzt zwei Blöcke des Gaskraftwerks Irsching in Bayern, das als das modernste Gaskraftwerk der Welt gilt, dem Stromnetzbetreiber Tennet übergeben.