Wirtschaft

Massenansturm auf Zyperns Banken blieb aus

Der große Ansturm blieb zu Mittag aus: Die Banken auf Zypern haben um punkt 12 Uhr Ortszeit wieder für ihre Kunden geöffnet - zwar bildeten sich anfangs vor manchen Instituten Schlangen, aber offenbar haben die Warnungen und Restriktionen der Regierung Früchte getragen, wie zypriotische TV-Bilder zeigen.

Keine Zwischenfälle, keine Tumulte: "Wenn das so weiter geht, dann werden wir sagen können: Alles nach Plan gelaufen", so die Kommentare im zypriotischen Fernsehen. Die Filialleiter der Banken standen in den meisten Fällen vor den Bankeingängen und ließen die Kunden nur in kleineren Gruppen in die Banken - vor allem ältere und arme Menschen seien angestanden, um nach knapp zwei Wochen endlich wieder an Geld zu kommen.

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Im Laufe des Nachmittags kamen immer weniger Menschen. Selbst vor der großen Laiki-Bank zählten Reporter nur sieben potenzielle Kunden. Vor den Banken am zentralen Eleftherias Platz von Nikosia gab es nach zunächst größerer Zahl so gut wie keine Kunden mehr. Auch aus den Hafenstädten Limassol und Larnaka wurde kein Andrang gemeldet.

EZB hat fünf Milliarden Euro geschickt

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Die Institute haben das erste Mal seit knapp zwei Wochen wieder ihre Schalter geöffnet. Zuvor waren die Tresore der Banken mit frischem Geld aufgefüllt worden: In der Nacht auf Donnerstag kreisten Hubschrauber über dem Flughafen, Sicherheitskräfte standen zur Bewachung der wertvollen Container-Fracht bereit - fünf Milliarden Euro, bereitgestellt von der Europäischen Zentralbank, landeten Mittwochabend in Larnaka. Das Geld wurde die ganze Nacht unter massivem Sicherheitsaufgebot an die Banken des Landes verteilt.

300-Euro-Grenze

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Die Beschränkungen für die 1,1 Millionen Einwohner des krisengebeutelten Inselstaates sind massiv: Nur 300 Euro täglich dürfen bar behoben werden; Bar-Schecks können zudem gar nicht eingelöst werden. Kreditkarten allerdings können auf Zypern unbegrenzt genutzt werden - im Ausland gilt eine Grenze von monatlich 5000 Euro.

Auch Überweisungen oder Geldtransfers sind verboten, außer sie sind dringend für Handelsgeschäfte, Gehaltszahlungen oder die Deckung von Lebenshaltungskosten vonnöten. Zahlungen unterhalb von 5000 Euro unterliegen keiner genehmigungspflicht; alles, was über diesem Betrag liegt, muss von der Zentralbank abgesegnet werden. Die Zyprioten sollen zudem pro Auslandsreise maximal 1.000 Euro Bargeld mit sich führen dürfen. Wie lange diese Restriktionen noch gelten sollen, blieb offen.

Die Beteiligung von Bankkunden an der Rettung Zyperns wird nach Ansicht von S&P eine Ausnahme bleiben. Die Ratingagentur geht davon aus, "dass die einzelnen Regierungen in der Eurozone wahrscheinlich weiterhin bevorrechtigte Gläubiger der systemisch wichtigen inländischen Banken unterstützen werden, wenn sie über ausreichend finanzielle Kapazitäten verfügen".

Ratingagenturen strafen Zypern ab

Die Krise hat am internationalen Markt enormes Echo ausgelöst - vor allem die Ratingagenturen nahmen den Inselstaat deshalb ins Visier. Fitch etwa hat abermals mit einer Abstufung Zyperns gedroht; das Rating „B“ werde unter verschärfte Beobachtung - im Fachjargon Rating Watch Negativ - gestellt.

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Auch die in der Zwischenzeit erwogene Möglichkeit eines Austritts Zyperns aus der Eurozone hat ihre Spuren hinterlassen: Die Agentur Moody's das Währungsrating des Landes deshalb drastisch gesenkt. Das sogenannte "Country Ceiling" werde von der Bestnote "AAA" auf "Caa2" reduziert. Im Normalfall haben alle Länder der Eurozone als Währungsrating ein "AAA"; "Caa2" ist hingegen eine der schlechtesten Noten bei Moody's.

Der Hintergrund der Herabstufung: Der zypriotische Außenminister Ioannis Kasoulidis hatte der Frankfurter Allgemeine Zeitung offenbart, dass das Land in der vergangenen Woche kurz vor der Entscheidung gestanden sei, aus der Eurozone auszuscheiden. "Das war eine Möglichkeit, die wir zeitweilig ernsthaft in Betracht ziehen mussten." Es war das erste Mal, dass ein Minister eines Mitglieds der Eurozone zugab, sein Staat habe selbst einen Rückzug aus der gemeinsamen Währung erwogen.

Positiv wirkte sich die Stabilisierung der Lage auf den Eurokurs aus: Die Gemeinschaftswährung kletterte auf ein Tageshoch von 1,2818 US-Dollar. Auch der deutsche Aktienmarkt reagierte mit Gewinnen auf die ruhige verlaufende Wiedereröffnung der Banken.

Erste Entlassungen

Im aufgeblähten zypriotischen Bankensektor hat man indes begonnen, personelle Konsequenzen zu ziehen: Die Vorstände der beiden großen Geldinstitute, der Bank of Cyprus und der abzuwickelnden Laiki Bank, werden entlassen - dies hat die Geldgeber-Troika gemeinsam mit der zypriotischen Regierung beschlossen. Die Entlassungen sollen die anstehende Sanierung erleichtern, so die Begründung.

Die Börse in Zypern bleibt indessen weiterhin geschlossen. Bis zum 1. April werde nicht gehandelt, teilte der Börsenbetreiber am Donnerstag mit. Zuletzt hatte die zypriotische Börse am 15. März geöffnet.

Zypern, Zaster, Zitate

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Zehn Milliarden Euro wird das schwer angeschlagene Euroland Zypern bekommen. Unter anderem dafür, um marode Banken mit Kapital auszustatten. Zypern ist nach Spanien das zweite Krisenland, das die Milliarden vom Rettungsfonds ESM (für Europäischer Stabilitätsmechanismus) geborgt bekommt.

An den Start ging der ESM mit Verspätung im vergangenen Oktober. Noch im Vorjahr überwiesen die 17 Eurostaaten insgesamt 32 Milliarden Euro an Bargeld an den ESM. Noch einmal so viel an Barem müssen die Euroländer heuer zahlen, 2014 wird dann die letzte Rate in Höhe von 16 Milliarden fällig. Mit dem eingezahlten Kapital im Rücken kann der ESM dann Euroländern in Not mit bis zu 500 Milliarden Euro aushelfen.

Bankenrettung

Bald nach seinem Start hatte der Notfalls-Fonds auch gleich zu tun. Am 3. Dezember bat die spanische Regierung formell um die Auszahlung von knapp 39,5 Milliarden für die Bankenrettung. Zwei Tage danach borgte sich der ESM das benötigte Geld von Anlegern aus (über die Ausgabe verschiedener Anleihen) und überwies es am 11. Dezember nach Madrid. Am 5. Februar bekam Spanien dann weitere knapp 1,9 Milliarden Euro.

Eigentlich darf der ESM Banken in Not auch direkt Geld leihen. Der Vorteil dabei wäre, dass die Milliarden, die direkt an Banken gehen, nicht die Staatsschuld erhöhen. Vorerst ist dieser Weg allerdings noch versperrt. Denn die direkte Verbindung zwischen dem Rettungsschirm und wankenden Geldhäusern wird erst offenstehen, wenn die gemeinsame europäische Bankenaufsicht ihre Arbeit aufnimmt. Das wird allerdings frühestens 2014 der Fall sein. Bis dahin müssen die Staaten selbst um Hilfe ansuchen – wie es bei Spanien der Fall war. Die ESM-Milliarden gingen an Spaniens staatlichen Bankenrettungsfonds, der das Geld wiederum an kriselnde Institute weiterleitete. Bei Zypern und vielleicht bald Slowenien wird das ebenfalls so funktionieren müssen.

Zypern ist das fünfte Euroland unter einem Rettungsschirm. Griechenland, Irland und Portugal werden vom vorläufigen Rettungsfonds EFSF betreut. Vorläufig ist hier relativ: Der EFSF soll dann auslaufen, wenn die Länder, denen er hilft, das geborgte Geld zurückgezahlt haben.

Für Geschenke, den Einkauf fürs große Familienfest oder den Trip übers lange Wochenende: Vor Ostern wird „immer ein bisschen mehr Geld abgehoben als in Normalzeiten“, heißt es aus den heimischen Banken. Mehr Geld als in den Karwochen früherer Jahre sei es heuer aber nicht. Von Sorgen der Sparer, dass ihre Einlagen ein Zypern-Schicksal erleiden könnten, sei weit und breit keine Spur.

Wie berichtet, kassiert Zypern von Einlagen über 100.000 Euro 40 Prozent als „Zwangsabgabe“. Das könnte doch auch in anderen Ländern zur Sorge führen, dass Erspartes über der Einlagensicherungs-Grenze von 100.000 Euro nicht ganz so sicher ist wie angenommen. „Es gibt überhaupt keine Verunsicherung und auch keine Geldumschichtungen“, erklärt ein Bank-Austria-Sprecher. „Keine auffallenden Bewegungen, im Kundenservice-Center – und in den Filialen gibt es auch keine vermehrten Anfragen“, heißt es aus der Bawag. Sorgen ums Ersparte sind auch bei Kunden der Erste Bank und von Raiffeisen „überhaupt kein Thema“.

Österreichs Sparer sind in ihrer Gelassenheit nicht allein. Das Zypern-Drama lasse auch in Deutschland die Bankkunden kalt, berichten deutsche Medien.

Zum Höhepunkt der Finanzkrise kam die heimische Nationalbank allerdings kaum nach, die Institute via Geldtransporter mit genügend Bargeld zu versorgen. So viel wollten die Sparer damals abheben, weil sie Bankenpleiten fürchteten. Und jetzt? „Business as usual, das geht vollkommen an uns vorbei“, sagt Notenbank-Sprecher Christian Gutlederer.

Auch bei den Privatbanken, die sich ums Geld der wirklich Betuchten kümmern, muss jetzt nicht mehr gearbeitet werden. Kundschaft, die mehr als 100.000 Euro auf dem Sparbuch hat, bleibe ebenfalls gelassen.

23 Mio. Sparbücher

Statistisch gesehen besitzt jeder Einwohner Österreichs fast vier Sparbücher. Mehr als 23 Millionen Büchln sind es in Summe, zeigt die Statistik der Nationalbank. Auf der überwiegenden Mehrheit liegen weniger als 100.000 Euro – der Grenze der Einlagensicherung im Krisenfall. Da die Sicherung pro Kopf und Institut gilt, dürften Reichere ihr Geld verteilt haben. Erstaunlich viele setzen aber auf ein einziges Pferd: Gut 123.500 Sparbücher weisen Guthaben von 100.000 bis 500.000 Euro auf. Auf 5000 Büchern lagert bis zu einer Million Euro, auf rund zweitausend sogar bis zu drei Millionen. Ein schon viel kleineres Grüppchen von 431 Sparbüchern beherbergt Einlagen von jeweils mehr als drei Millionen.

Die Anonymität bei Sparbüchern wurde im November 2000 abgeschafft. Seit Juli 2002 sind Behebungen von anonymen Sparbüchern nur noch nach Feststellung der Identität möglich. Trotzdem ist noch immer ein Drittel aller Büchln anonym – und damit seit vielen Jahren nicht angetastet. Auf ihnen schlummern aber nur noch ein bis 1,5 Prozent des gesamten Sparvolumens.

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