Wirtschaft

"EU muss neue Gas-Pipelines bauen"

Es ist ein Versagen Europas.“ Gerhard Roiss, der nach 17 Jahren im Vorstand der OMV Ende Juni von Wintershall-Manager Rainer Seele abgelöst wird, gibt der Politik die Schuld daran, dass noch immer keine große Gaspipeline nach Europa gebaut wurde, die nicht nur russisches Gas transportiert.

Das Scheitern der Nabucco-Pipeline, die unter Federführung der OMV Gas aus dem kaspischen Raum in die EU bringen sollte, zählt zu den Flops während der Vorstandszeit von Roiss. Doch Europa werde Gas und daher neue Gas-Autobahnen brauchen, gibt sich Roiss überzeugt. Das Problem sei, dass Gas als politische Waffe verwendet werde und „daher out of control“ sei.

Risikoreich

Private würden das Risiko des Baus von neuen Pipelines daher nicht eingehen. „Europa muss umdenken und selbst in diese Infrastruktur investieren“, fordert der OMV-Chef. Ein interessanter künftiger Gaslieferant für Europa könnte nach Abschluss des Atom-Abkommens der Iran sein, der auf den zweitgrößten Reserven der Welt sitze. Wichtig sei eine alternativer Gasquelle vor allem für Osteuropa. Einige dieser Länder seien zu 100 Prozent von russischem Gas abhängig.

Verändert

Beim Kunststoffkonzern Borealis, an dem die OMV 36 Prozent hält, könnte sich nach Einschätzung von Roiss in den nächsten Monaten einiges verändern. Ausschlaggebend dafür ist der Wechsel im Management beim Miteigentümer IPIC aus Abu Dhabi. Roiss hatte jahrelang einen Börsengang von Borealis favorisiert. „Den, der das nie zugelassen hat, gibt es nicht mehr“, sagte Roiss. Der bisherige Chef der IPIC, Khadem Abdullah Al Quabaisi, ist im April nach Korruptionsvorwürfen zurückgetreten.

Roiss hatte sich stets gegen den – in Medien kolportierten – Wunsch von IPIC gestellt, die Borealis ganz zu übernehmen. Seine Sorge: Österreich könnte das Headquarter und die Forschung verlieren.