EU-Beamte sollen VW-Skandal ins Rollen gebracht haben
Der Skandal um manipulierte Abgasmessungen bei VW wurde offenbar nicht zufällig von der US-Umweltbehörde EPA aufgedeckt. Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche sollen Beamte der Europäischen Union das US-Umweltforschungsinstitut ICCT auf den Betrugsverdacht hingewiesen haben. Das ICCT habe den Fall untersucht und die Ergebnisse an die US-Umweltbehörden EPA und Carb weitergeleitet. Diese machten den Abgasskandal schließlich öffentlich.
"Es waren Beamte aus der EU-Administration"
Laut Wirtschaftswoche soll bereits 2011 ein Automobilzulieferer den damaligen EU-Industriekommissar Antonio Tajani auf die Manipulationen an der Motorsteuerung hingewiesen haben. EU-Beamte, die über die Untätigkeit der EU-Kommission frustriert gewesen sein sollen, dürften dann der US-Behörde ICCT den entscheidenden Hinweis gegeben haben. "Es waren Beamte aus der EU-Administration", wird die Chefin der kalifornischen Umweltbehörde (Carb), Mary Nichols, in dem Bericht zitiert.
Alleine in den USA sind seit Platzen des Stickoxid-Skandals Mitte September 2015 bundesweit 827 Klagen gegen Volkswagen eingebracht worden (mehr dazu hier). Strafzahlungen in zweistelliger Milliardenhöhe werden erwartet. Hinzu kommen Kosten für technische Lösungen und Nachforderungen der Finanzämter wegen falsch eingestufter Fahrzeuge - etwa in Österreich (der KURIER berichtete).
Absatz geht zurück
Unterdessen hinterlässt der Abgas-Skandal bei VW erste Spuren beim Absatz. Im Oktober verkaufte die Marke Volkswagen 5,3 Prozent weniger Autos als im gleichen Monat des Vorjahres, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Die Zahl ging weltweit von 517.000 verkauften Autos im Oktober 2014 auf 490.000 verkaufte Wagen im Oktober 2015 zurück. Die Marke erlebe "aktuell herausfordernde Zeiten", formulierte das für Vertrieb und Marketing zuständige Vorstandsmitglied Jürgen Stackmann.
VW bittet um Geduld
Man arbeite daran, das Vertrauen der Kunden "in unsere Marke und unsere Produkte" wieder herzustellen. Die erforderlichen Maßnahmen und der Zeitplan seien weiterhin "Gegenstand der Gespräche mit den Behörden", die Kunden müssten also noch "etwas Geduld" aufbringen, so Stackmann.
Der Automobilbauer steht allerdings unter Zeitdruck:
- Bis zum 19. November will die EU-Kommission von VW wissen, welche Modelle und wie viele Autos insgesamt von CO2-Manipulationen betroffen sind.
- Bis zum 20. November verlangen die US-Umweltbehörden von Volkswagen technische Lösungen zum Abstellen der Stickoxid-Manipulation.
- Bis Ende November muss VW dem Kraftfahrt-Bundesamt in Sachen Stickoxiden technische Lösungen und einen Zeitplan präsentieren.