Wirtschaft

Erste Scharia-Bank für Deutschland

Wer als Moslem ein gottgefälliges Leben führen will, folgt den Grundsätzen der Scharia. Diese ist weniger als real vorliegendes Gesetzesbuch zu verstehen, vielmehr ist die Scharia eine Idealvorstellung vom göttlichen Gesetz, ein moralischer Kompass, der alle Bereiche des Lebens regeln soll. Mitunter davon betroffen: Bankgeschäfte. Unter dem Schlagwort Islamic Banking wird versucht, modernes Geldgeschäft zu machen, ohne das im Koran verankerte Zinsverbot zu verletzen. In Europa hat in Großbritannien im September 2004 die erste islamische Bank ihre Pforten geöffnet: die Islamic Bank of Britain.

Nun könnte es in Deutschland erstmals zur Gründung eines islamkonformen Geldhauses kommen. Das in Istanbul angesiedelte Finanzinstitut Kuveyt Türk hat bei der Finanzaufsicht BaFin einen Antrag auf Zulassung gestellt, berichtet die Financial Times Deutschland. Die Unternehmensberatung Ernest & Young sowie die Anwaltskanzlei Norton Rose stehen dem Geldinstitut beratend zur Seite. Der Antrag soll im Oktober bei der BaFin eingereicht werden. Diese wäre im Grunde bereit, der Kuveyt Türk eine Vollbanklizenz auszustellen, sofern sie alle Bedingungen erfüllen kann, die auch für andere Banken gelten.

Erfolg nicht garantiert

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Frankfurt soll Sitz der Bank werden, die ersten Filialen in Städten mit vielen muslimischen Einwohnern entstehen. Potentielle Kunden gäbe es reichlich: In Deutschland leben über vier Millionen Moslems. In Mannheim betreibt Kuveyt Türk seit zwei Jahren eine Filiale, allerdings ohne BaFin-Lizenz. Die Mitarbeiter können somit nicht mehr tun, als das Geld ihrer Kunden an die Istanbuler Zentrale weiterzuschicken. Bankgeschäfte im eigentlichen Sinne sind ihnen untersagt.

Doch trotz potentiell großen Kundenstamms ist nicht gewährleistet, dass das Geschäftsmodell aufgeht. Die Deutsche Bank meint gegenüber der FTD, auch unter muslimischen Kunden gebe es "praktisch keine Nachfrage". Die Commerzbank stellte einen 2005 aufgelegten Islamfonds wieder ein – die Nachfrage war zu gering.

Österreich

In Österreich wurde der Einzug schariakonformer Banken in heimischen Medien im Jahr 2007 prophezeit. Eine Studie von A.T.Kearney wies damals hohen Bedarf für Bankgeschäfte nach islamischen Regeln aus und bescheinigte dem Islamic Banking Wachstumsraten zwischen 15 und 20 Prozent. Die Finanzkrise ließ die meisten Ideen versanden. "Wir glauben, dass das eine kurze Modeerscheinung in den Medien war", meinte Erste Bank-Sprecher Peter Thier Ende des Jahres 2010 gegenüber der APA. Zu diesem Zeitpunkt bot keine heimische Bank Geschäfte an, die im Einklang mit dem islamischen Recht stehen.

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