Wirtschaft

Rekord-Ersparnis für Stromwechsler

14 Jahre nach der völligen Liberalisierung des heimischen Strommarktes und 13 Jahre nach Öffnung des Gasmarktes kommt endlich Schwung in das Angebot. Eine noch nie dagewesene Zahl an Lieferanten wirbt um die Kunden, die Ersparnis beim Wechsel zu einem neuen Stromversorger hat eine Rekordhöhe erreicht. Trotzdem sind die Österreicher wechsel-träge.

Dabei könnten sie sich bis zu 600 Euro im Jahr ersparen, würden sie zum jeweils billigsten Strom- und Gasanbieter umsteigen. Bei Strom allein sind es immerhin bis zu 260 Euro. "Würden das alle machen, käme man auf eine Gesamtersparnis von 830 Millionen Euro im Jahr", sagt Energiemarktaufseher Walter Boltz.

Im ersten Halbjahr haben rund 65.000 private Haushalte zu einen neuen Stromlieferanten und 27.000 zu einem neuen Gasanbieter gewechselt. Das sind gerade einmal 1,6 Prozent aller Kunden beim Strom und zwei Prozent beim Gas. Boltz ist damit aber nicht unzufrieden. "Es sind zwar weniger Wechsler als 2014, aber mehr als in früheren Jahren", sagt er im Gespräch mit dem KURIER.

Newcomer

Viel Bewegung in den Strommarkt hat der jüngste Lieferant, die Tochter des deutschen Energiekonzerns E.ON "E wie einfach" gebracht. Seit 1. Dezember buhlen die Deutschen mit einem halbierten Strompreis um Neukunden. Doch man höre und staune: Damit sind sie gar nicht die billigsten unter den Stromanbietern in Österreich. Maxenergy, von Vorarlberg aus agierende Tochter eines deutschen Stromhändlers, hat "E wie einfach" deutlich abgehängt und ist derzeit der billigste Lieferant auf dem heimischen Markt.

Aber auch Montana und Top Power schlagen das Angebot der deutschen Konzern-Tochter. "Mittlerweile gibt es 34 Strom- und 18 Gaslieferanten in Österreich, aus denen die Kunden wählen können. Und die meisten Neuen kommen aus dem Ausland", erklärt Boltz. Von den zehn günstigsten Stromanbietern seien nur drei schon länger auf dem Markt: Verbund, Voltino (Wels Strom) und die Ökostrom AG.

Die alt eingesessenen Versorger wie Wien Energie, EVN, Energie Oberösterreich, halten sich mit günstigen Angeboten zurück. "Obwohl die Strompreise im Großhandel auf einen neuen Tiefststand gefallen sind, halten sie die Preise für ihre Kunden stabil. Und die lassen sich das gefallen", kritisiert Boltz.

Besonders die Oberösterreicher und die Kärntner sollten sich die neuen Anbieter ansehen. Denn sie können im Vergleich zum angestammten Versorger am meisten sparen.

Wählen können die Konsumenten nicht nur zwischen teuren und billigen Stromlieferanten, sondern auch zwischen einer Vielzahl von Tarifmodellen: Da gibt es zum Beispiel Fixpreise, aber auch sogenannte "Floater". Dabei zieht der Preis mit dem Börsepreis mit. Das kann gut sein, wenn Strom an der Börse billiger wird, aber auch schlecht, wenn er steigt. Zudem wird reiner Ökostrom und Strom aus anderen Energiequellen angeboten.

Aufpassen

Grundsätzlich geht ein Anbieterwechsel einfach und schnell (siehe rechts unten). Konsumenten sollten jedoch ihren neuen Anbieter zuvor überprüfen – entweder durch Recherche im Internet oder durch Anruf bei der E-Control-Hotline 0810 10 25 54.

Vor allem bei Haustürgeschäften ist Vorsicht geboten. Derzeit ist in Österreich nur die Care Energy AG per Keiler auf Kundenfang. In Deutschland hat sich die Care Energy GmbH & Co KG nach Rechtsstreitigkeiten mit der Aufsicht in Expertos umbenannt. Boltz betont, dass sich Care Energy in Österreich ordnungsgemäß angemeldet hat. In Deutschland hat das Unternehmen laut Medienberichten den Ökostromzuschlag nicht bezahlt und war daher billiger als andere.

Lieferanten-Wechsel: Was man braucht

Die Anbieter

Am einfachsten ist die Suche nach neuen Lieferanten im Internet. Unter www.e-Control/Tarifkalkulator oder www.durchblicker.at findet man den jeweils günstigsten Anbieter. Kunden können sich aber auch per Telefon die Info holen.

Die Jahresabrechnung

Verbrauch, Zählpunkt- und Zählernummer sind auf den Jahresabrechnungen für Strom und Gas zu finden. Diese Daten eingeben und abschicken. Den Rest erledigt der neue Anbieter. Der Wechsel darf höchstens drei Wochen dauern.