Elektronikriese in der Online-Falle
Von Anita Staudacher
Dasselbe Produkt, derselbe Händler, 70 Prozent Preisunterschied: KURIER-Leser Ernst R. sah nicht ein, dass er für die Anti-Viren-Software „Norton Internet Security“ bei Media Markt in der Lugner City 49,99 Euro bezahlen sollte, während das Paket via mediamarkt.at um 29,10 Euro zu haben war.
Bei der deutschen Elektronikkette, die gerade aggressiv um den Anschluss im Online-Handel kämpft, sind Preisschwankungen durchaus gewollt.
Es sei in der „unternehmerischen Verantwortung“ der einzelnen Filialen, auf Mitbewerber-Aktionen zu reagieren oder Online-Preise zu akzeptieren. Der Kunde soll aber immer den günstigsten Preis erhalten.
Kannibalisierung
Beim Kampf um die zuletzt verloren gegangene Preisführerschaft im Internet steckt der Händler in einem Dilemma. „Wir müssen einen stationären Betrieb in einen Multichannel-Betrieb umwandeln und daher auch die Preise step by step überarbeiten“, kündigt Kretzschmar an.
Anders als „Hauptkonkurrent Amazon“ und andere reine Online-Anbieter betreibt Media Markt/Saturn in Österreich auch 47 Geschäfte, die profitabel wirtschaften müssen und daher keine Kunden verlieren dürfen. Der jetzt durch den eigenen Webshop angeheizte Preiskampf drückt aber auf die Erlöse der Geschäfte: Erste Konsequenz: Der Filialausbau wurde vorerst gestoppt, dafür werden die Online-Regale prall gefüllt.
„Bis Jahresende werden wir schon 15.000 Artikel online haben“, so Kretzschmar. Erklärtes Ziel ist es, alle 345.000 gelisteten Artikel im Internet bestellen zu können. Der höhere Web-Umsatz könne dann das Minus im Filialgeschäft ausgleichen, so das Kalkül des Unternehmens. Dabei baut man auch darauf, dass jeder zweite Internet-Einkäufer seine Ware selbst in einer Filiale abholt. Derzeit macht der Online-Umsatz bei Media Markt noch unter zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus, nur bei Großgeräten ist die Zweistelligkeit schon erreicht.
Stagnation
Der zur Metro-Gruppe gehörende deutsche Elektronikhändler Media Markt/Saturn erzielte im Vorjahr in Österreich einen Nettoumsatz von 1,104 Mrd. Euro. Flächenbereinigt „eine rote Null“ (Kretzschmar) gegenüber 2011. In den 32 Media-Markt- und 15 Saturn-Fililalen sind 2470 Mitarbeiter beschäftigt.
Bestseller
Der Branchenumsatz mit technischen Konsumgütern wuchs 2012 um ein Prozent, Umsatztreiber waren u. a. Smartphones, Tablet-PC und Elektro-Kleingeräte wie Dampfgarer oder Staubsauger-Roboter. Heuer wird der Umsatz mit Smartphones erstmals jenen mit TV-Geräten übersteigen.