Wirtschaft

Elektronikriese in der Online-Falle

Dasselbe Produkt, derselbe Händler, 70 Prozent Preisunterschied: KURIER-Leser Ernst R. sah nicht ein, dass er für die Anti-Viren-Software „Norton Internet Security“ bei Media Markt in der Lugner City 49,99 Euro bezahlen sollte, während das Paket via mediamarkt.at um 29,10 Euro zu haben war.

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„Ist der händische Verkauf wirklich so viel teurer?“, fragte sich Herr R. und konfrontierte einen Verkäufer mit der Preisdifferenz. Und siehe da: Mit Hinweis auf den Online-Preis bekam er die Software auch im Markt um 29,10 Euro. „Wer den Mund aufmacht, spart 20 Euro, super, diese Verkaufspolitik“, ätzte der Media-Markt-Kunde.

Bei der deutschen Elektronikkette, die gerade aggressiv um den Anschluss im Online-Handel kämpft, sind Preisschwankungen durchaus gewollt.

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Nicht nur zwischen Internet und Filiale, sogar zwischen den einzelnen Märkten können die Preise divergieren, bestätigt Media-Markt-Geschäftsführer Frank Kretzschmar: „Die einzelnen Geschäftsführer bestimmen die Verkaufspreise selbst. Sie bearbeiten den jeweils lokalen Markt und da kann es durchaus unterschiedliche Preise geben“.

Es sei in der „unternehmerischen Verantwortung“ der einzelnen Filialen, auf Mitbewerber-Aktionen zu reagieren oder Online-Preise zu akzeptieren. Der Kunde soll aber immer den günstigsten Preis erhalten.

Kannibalisierung

Beim Kampf um die zuletzt verloren gegangene Preisführerschaft im Internet steckt der Händler in einem Dilemma. „Wir müssen einen stationären Betrieb in einen Multichannel-Betrieb umwandeln und daher auch die Preise step by step überarbeiten“, kündigt Kretzschmar an.

Anders als „Hauptkonkurrent Amazon“ und andere reine Online-Anbieter betreibt Media Markt/Saturn in Österreich auch 47 Geschäfte, die profitabel wirtschaften müssen und daher keine Kunden verlieren dürfen. Der jetzt durch den eigenen Webshop angeheizte Preiskampf drückt aber auf die Erlöse der Geschäfte: Erste Konsequenz: Der Filialausbau wurde vorerst gestoppt, dafür werden die Online-Regale prall gefüllt.

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„Bis Jahresende werden wir schon 15.000 Artikel online haben“, so Kretzschmar. Erklärtes Ziel ist es, alle 345.000 gelisteten Artikel im Internet bestellen zu können. Der höhere Web-Umsatz könne dann das Minus im Filialgeschäft ausgleichen, so das Kalkül des Unternehmens. Dabei baut man auch darauf, dass jeder zweite Internet-Einkäufer seine Ware selbst in einer Filiale abholt. Derzeit macht der Online-Umsatz bei Media Markt noch unter zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus, nur bei Großgeräten ist die Zweistelligkeit schon erreicht.

Stagnation

Der zur Metro-Gruppe gehörende deutsche Elektronikhändler Media Markt/Saturn erzielte im Vorjahr in Österreich einen Nettoumsatz von 1,104 Mrd. Euro. Flächenbereinigt „eine rote Null“ (Kretzschmar) gegenüber 2011. In den 32 Media-Markt- und 15 Saturn-Fililalen sind 2470 Mitarbeiter beschäftigt.

Bestseller

Der Branchenumsatz mit technischen Konsumgütern wuchs 2012 um ein Prozent, Umsatztreiber waren u. a. Smartphones, Tablet-PC und Elektro-Kleingeräte wie Dampfgarer oder Staubsauger-Roboter. Heuer wird der Umsatz mit Smartphones erstmals jenen mit TV-Geräten übersteigen.