Elektrokonzern ABB spürte Handelskrieg - Weniger Roboter-Bestellungen
Ein schwaches Roboter-Geschäft und Gegenwind bei Großprojekten haben dem Elektrotechnikkonzern ABB im dritten Quartal zugesetzt. Der Gewinn des Schweizer Unternehmens sank in den Sommermonaten um 15 Prozent auf 515 Mio. Dollar (462,7 Mio. Euro), wie ABB am Mittwoch mitteilte. Der Konzern verwies auf ein schwächeres Konjunkturumfeld.
"Der Handelskrieg hat auf jeden Fall einen gewissen Einfluss auf die Rahmenbedingungen", erklärte Finanzchef Timo Ihamuotila. In den USA und in China habe sich das Geschäft eingetrübt. Dennoch rechnet das Unternehmen für das Gesamtjahr weiterhin mit einem moderaten Umsatzwachstum und einer Verbesserung der Betriebsgewinn-Marge.
Der Auftragseingang sank im dritten Quartal 2019 um ein Prozent auf 6,69 Mrd. Dollar. In der Roboter-Sparte brachen die Orders gar um 16 Prozent ein, vor allem, weil die Kunden aus der Automobil- und Zulieferindustrie weniger bestellten. Die Autobranche steht für rund 40 Prozent des Roboter-Geschäfts von ABB. Besser lief es in der Industrieautomation, die unter anderem Fabriksteuerungen produziert.
Neben den stagnierenden Volumina belasteten den Gewinn auch die Neubewertung eines Kraftwerksprojekts in Südafrika sowie von Großprojekten im Stromnetzgeschäft. Die Stromnetz-Division soll bis Mitte 2020 an die japanische Hitachi verkauft werden. Dennoch schnitt ABB unter dem Strich besser ab als Analysten erwartet hatten, weil die Sonderkosten niedriger als erwartet ausfielen. Die Aktie legte fast drei Prozent zu.
Der Umsatz des Siemens-Konkurrenten kam nicht vom Fleck. Damit verpasste ABB einmal mehr die mittelfristig angepeilte Wachstumsrate von jährlich drei bis sechs Prozent. ABB krankt seit Jahren an einem unbefriedigenden Umsatzwachstum, obwohl der Konzern Megatrends wie Automatisierung, erneuerbare Energien oder Elektromobilität bedient. Entsprechend hat die ABB-Aktie in den vergangenen zehn Jahren kaum an Wert gewonnen.
Dies war einer der Gründe, wieso Konzernchef Ulrich Spiesshofer den Rückhalt der Großanleger um die schwedische Wallenberg-Familie verloren hatte und das Unternehmen Mitte April verließ. Damals übernahm Peter Voser zusätzlich zu seiner Funktion als Verwaltungsratspräsident vorübergehend auch den Chefposten bei ABB. Mit einer Dezentralisierung und einem Kulturwandel will der frühere Shell-Chef das Wachstum ankurbeln und den Gewinn steigern.
Anfang März wird Voser den Stab dann an Björn Rosengren weitergeben. Auf dem gegenwärtigen Chef des schwedischen Spezialmaschinenbauers Sandvik ruhen große Hoffnungen. Rosengren steht im Ruf, hart durchzugreifen, wenn Geschäfte nicht den Erwartungen entsprechen. Er kann dabei auf die Unterstützung von Investor und dem ebenfalls schwedischen Aktivisten Cevian bauen.