Einzelhandel: Wem die Kunden vertrauen
Von Simone Hoepke
Im Lebensmitteleinzelhandel weht ein rauer Wind. Die drei Branchenriesen Rewe (Billa, Merkur, Adeg, Penny, Bipa), Spar und Hofer teilen sich 85 Prozent des Marktes untereinander auf, Rabattschlachten stehen an der Tagesordnung. Der Möchtegern-Nahversorger dayli ist längst wieder von der Bildfläche verschwunden.
"Es gibt kaum etwas Näheres als Lebensmittel, da ist man kritischer"
Die Handelsriesen investieren hohe Summen in ihre Geschäfte und machen Österreich damit zu einem Vorzeigeland in Sachen Ladenbau. Offensichtlich sammeln sie damit auch Pluspunkte bei den Konsumenten, wie der APA/OGM-Vertrauensindex zeigt. Die besten Bewertungen haben Drogeriemärkte. „Hier zeigt sich, dass Konsumenten bei Drogerieartikeln legerer mit dem Vertrauen umgehen als bei Lebensmitteln. Es gibt kaum etwas Näheres als Lebensmittel, da ist man kritischer“, analysiert Karin Cvrtila vom Meinungsforschungsinstitut OGM. Sie ist überrascht, dass die Berichte über Bußgeldzahlungen wegen Preisabsprachen im Lebensmittelhandel keine sichtbaren Kratzer am Image der Handelskonzerne hinterlassen haben.
Ranking
Relativ weit hinten im Ranking rangiert der Lebensmittelhändler Zielpunkt, der mit teils veralterten Filialen gegen die neuen Läden der Konkurrenz antreten muss. In den vergangenen Jahren haben sich die Eigentümer von Zielpunkt die Klinke in die Hand gegeben und damit auch für mehrmalige Strategiewechsel gesorgt. Der Konsument scheint das nicht zu goutieren. Der neue Zielpunkt-Eigentümer, die oberösterreichische Pfeiffer-Gruppe, will die Läden wieder aufputzen. Heuer sollen sieben Millionen Euro in die Standorte fließen, in den kommenden Jahren jeweils zehn Millionen – um wieder mit der Konkurrenz auf Augenhöhe zu sein. Aufholbedarf gibt es auch beim Sortiment, sind sich Branchenkenner einig. Die Konkurrenz sei Zielpunkt mit Regional- und Bio-Marken davongezogen.
Zielpunkt
Die Restrukturierung des Unternehmens sei im Gange. Im Vorjahr hat Zielpunkt 479 Millionen Euro umgesetzt, um 5,5 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Das Plus geht allerdings freilich zu einem guten Teil auf das Konto der Inflation. Pfeiffer hält an seinen Plänen fest, kommendes Jahr die Option zum Kauf der gesamten Zielpunkt-Anteile zu ziehen.