Wirtschaft

Ein Hirschgeweih für den Hund

KURIER: Die Zahl der Single-Haushalte steigt, Tiere werden zum Kinderersatz. Spürt man das auch vor Weihnachten?

Norbert Marschallinger: Der Dezember ist der stärkste Monat, die Umsätze liegen bis zu 40 Prozent über dem Jahresdurchschnitt. Wir haben rund 20.000 Adventkalender für Tiere verkauft. Es gibt spezielle Weihnachtsmenüs für Hunde und Katzen, die Menschen kaufen ihrer Katze zu Weihnachten einen neuen Kratzbaum oder dem Hund ein neues Bett.

... oder dem Kind einen Hamster. Nimmt zumindest dieses Problem ab?

Wir verkaufen in der Zeit von 18. bis einschließlich 26. Dezember keine Lebendtiere. Es ist für die Tiere der pure Stress, bei Kerzenlicht und Partystimmung unter dem Christbaum zu hocken. Gerade in der Eingewöhnungsphase brauchen sie Ruhe. Es ist klüger, Kindern einen Käfig und das Zubehör zu schenken und erst nach Weihnachten das Tier abzuholen.

Früher gab es in Tierhandlungen so gut wie immer Vögel, Katzen und auch Welpen. Wann hat sich das aufgehört?

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Das hängt mit den Tierschutzbestimmungen zusammen, die strenger geworden sind. 2008 wurde der Verkauf von Hunden und Katzen in Tierhandlungen überhaupt verboten, 2010 aber wieder erlaubt.

Warum der Sinneswandel?

Man ist wohl draufgekommen, dass es den Tieren in den Läden besser geht als jenen, die über Webshops gehandelt und in Kofferräumen transportiert werden.

Sie haben 118 Standorte in Österreich, verkaufen aber nur in 20 Lebendtiere. Warum eigentlich?

Hunde und Katzen sind für uns kein Thema. Die Zeit von der 10. bis 18. Lebenswoche ist für diese Tiere prägend, in der Zoohandlung kann man sich zu wenig um sie kümmern. Wir verkaufen nur Fische und Nagetiere. Unser Fokus liegt auf dem Futter.

Und damit auf Hunde- und Katzenfutter?

In Österreich gibt es 1,6 Millionen Katzen und 700.000 Hunde. 90 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit Hunde- und Katzenhaltern, davon wiederum 60 Prozent mit dem Verkauf von entsprechendem Futter.

Gibt es Trends?

Derzeit sind Kauknochen aus Hirschgeweih für Hunde in. Ein Futterproduzent aus Deutschland hat begonnen, die in Wildgehegen abgeworfenen Geweihe zu vermarkten. Auch getrocknete Fischhäute werden nachgefragt – sie sind sehr Protein-haltig.

Trügt der Schein oder gibt es kaum noch Menschen, die Vögel halten?

Nein, wir sehen das auch am Absatz von Vogelfutter, der sich binnen zwanzig Jahren halbiert hat. Vögel sind relativ laut und machen relativ viel Schmutz. Ein Wellensittich kann für die Brutplatzsuche bis zu 100 Kilometer pro Tag fliegend zurücklegen. Prinzipiell stellt sich die Frage, ob so ein Tier artgerecht gehalten werden kann ...

Haben Sie selbst Tiere?

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Zwei Pferde, zwei Hunde, vier Katzen, Gänse und Enten, ein Aquarium. Die Hunde sind Straßenköter aus Griechenland, die wir aus dem Urlaub mitgenommen haben. Zum Glück hat meine Frau in diesem Sinne den gleichen Vogel wie ich. Sie ist Tierärztin.

Nehmen Sie die Hunde mit ins Büro?

Selten, aber bei uns nehmen viele Mitarbeiter ihre Hunde mit. In der Zentrale sind wir 60 Leute und im Tagesschnitt sind auch zwischen 25 und 30 Hunde da. Auch in den Filialen nehmen viele ihre Hunde mit.

Ist mit 118 Filialen in Österreich der Plafond erreicht?

Kommendes Jahr eröffnen wir drei neue Standorte. Im Großraum Wien haben wird derzeit 21 Märkte. Ich sehe in Wien Platz für zehn bis 15 weitere.

Hunde und Katzen bewegen Milliarden

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Marktführer Fressnapf: Die deutsche Heimtiermarktkette Fressnapf, zu der auch Equiva und Megazoo gehören, setzte zuletzt 1,6 Milliarden Euro in 12 Ländern um.
In Österreich ist das 1990 gegründete Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 156 Millionen Euro und rund 1000 Mitarbeitern Marktführer. Norbert Marschallinger (
Bild) ist seit 2007 im Unternehmen und seit 2013 Geschäftsführer.

Bilder: Weihnachtsgeschenke für das liebe Vieh

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