Wirtschaft

Eier: Deutlich billiger, wenn die Tiere leiden

Die Agrarpolitik der EU ist inkonsequent. Innerhalb der EU werden die Tierschutz-standards angehoben. Gleichzeitig gibt es Erleichterungen für Agrarimporte aus Staaten, die keine solchen Standards kennen. 2014 wurden 13.000 Tonnen Eier aus Nicht-EU-Staaten importiert. Im Vorjahr waren es bereits 18.000 Tonnen. Der unfaire Wettbewerb erhöht den Preisdruck auf die heimische Landwirtschaft.

Assoziierungsabkommen der EU mit Drittstaaten können das Problem verstärken. Am 1. Jänner 2016 ist ein Assoziierungsabkommen mit der Ukraine in Kraft getreten.

Investitionsbank

Wobei manche EU-Staaten, die Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), die europäische Investitionsbank (EIB) sowie die zur Weltbank-Gruppe gehörende IFC auch Projekte mit niedrigeren Tierschutzstandards finanzieren.

Die Tierschutzorganisation Humane Society hat Beispiele gesammelt: Nach wie vor werden "riesige industrielle Anlagen zur Schweine- und Hühnerhaltung außerhalb der EU ermöglicht".

Seit 2012 dürfen Hühner aus Tierschutzgründen in der EU nur mehr unter bestimmten Voraussetzungen in Käfigen gehalten werden. Festgelegt wurde eine Mindestgröße von einem dreiviertel Quadratmeter für jedes Huhn sowie die Ausstattung der Käfige. In Österreich gilt aus Tierschutzgründen s ein generelles Verbot der Käfighaltung.

Der größte Eierproduzent Europas, die Avangardco Investments, hat Produktionsanlagen in Kiew. 2012 und 2013 wurden neue Anlagen zur Käfighaltung von 11,2 Millionen Legehennen sowie für fünf Millionen Elterntiere und Junghennen errichtet. Teile der Anlagen haben Unternehmen aus der EU geliefert.

Exportkredit-Agenturen von EU-Staaten haben Bürgschaften in Höhe von 63 Millionen Euro übernommen. Die Feststellung der deutschen Bundesregierung, dass die Tierhaltung nicht dem EU-Recht entspricht, blieb ohne Konsequenzen.

Der ukrainische Hühnermastbetrieb MHP hat von der EBRD, der EIB und der IFC Kredite in Höhe von 708 Millionen Euro erhalten. Auch in diesem Fall werden die EU-Standards unterboten.

Stempel am Ei

Die Konsumenten haben nur teilweise die Wahl. Eine Kennzeichnung gibt es nur beim Einkauf im Lebensmitteleinzelhandel oder direkt beim Bauern. Die erste Zahl des Stempels auf den Eiern gibt Auskunft, ob das Huhn biologisch (Zahl 0), im Freiland (Zahl 1), am Boden (Zahl 2), oder im Käfig (Zahl 3) gehalten wurde. Nach einem Bindestrich folgt die Herkunftsbezeichnung. Also AT für Österreich oder NL für Niederlande.

Keine verpflichtenden Angaben gibt es für Eier, die von der Lebensmittelindustrie oder der Gastronomie verarbeitet werden. Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes wünscht sich eine freiwillige Kennzeichnung in Gasthäusern und Restaurants. Für alle anderen Bereiche sollte es eine verpflichtende Kennzeichnung geben.

Etwa 70 Millionen Eier werden um die Osterfeiertage verspeist. Das ist ein Zehntel des Jahresverbrauchs.
Im Lebensmitteleinzelhandel werden fast ausschließlich Eier aus Österreich angeboten. Zwei Drittel stammen aus Bodenhaltung, 23 Prozent aus Freilandhaltung und elf Prozent aus Bio-Haltung. Ein Bio-Ei kostet etwa 41 Cent, ein Ei aus Freilandhaltung 29 Cent und aus Bodenhaltung 20 Cent.
Beim Gütesiegelprogramm der Agrarmarkt Austria ist neben Haltungsform und Herkunftsland auch die Nummer des Produktionsbetriebes vermerkt.

Über die Eierdatenbank (www.eierdatenbank.at) kann der Produktionsbetrieb ermittelt werden. Die meisten AMA-Gütesiegelbetriebe mit Legehennen gibt es in der Steiermark. Auf Platz zwei liegt Niederösterreich.

Die Praxis, dass männliche Kücken sofort nach der Geburt getötet werden, sorgt immer wieder für massive Kritik der Tierschützer. Männliche Kücken eignen sich nicht als Legehennen oder für die Mast. Bei Eiern von Hühnern aus biologischer Haltung dürfen die männlichen Kücken weiterleben. Die Konsumenten werden über ihr Kaufverhalten entscheiden, ob das so bleibt.

Es ist ziemlich einfach festzustellen, ob ein Ei frisch ist. Man legt das rohe Ei in ein Glas kaltes Wasser. Frische Eier sinken nach unten und bleiben am Glasboden flach liegen. Ältere Eier schweben im Wasser. Wenn ein Teil des Eis aus dem Wasser ragt, kann man es nur mehr hart gekocht essen.

Die Österreicher sind stolz auf ihre Landschaft, ihre Lebensmittel. Aber das Bild ist von Werbewirtschaft und Heile-Welt-Zeitschriften geprägt. Und von Angstmachern, die vor Zerstörung der Idylle warnen. Da beruhigt der Konsument dann sein Gewissen, indem er gegen TTIP oder angebliche Bienen-Killer unterschreibt. Er vergisst dabei, dass auch Biobauern Chemie verwenden und dass es Dutzende andere Handelsabkommen gibt, die auch Produkte in den Markt spülen, die nicht unseren vorgeblich hohen moralischen Ansprüchen entsprechen. Gar so weit ist es damit eh nicht her: Im Supermarkt ist Fleisch zum Dumpingpreis ein Renner, obwohl es nur aus Intensivtierhaltung stammen kann. Man isst im Gasthaus Putenschnitzel aus Brasilien und kauft Industriekekse mit Eiern aus Käfighaltung. Wo bleibt denn da der bewusste Konsument?

Ja, wir sind Bio-Weltmeister – manchmal aber nur im Wunschdenken. Der Bio-Anteil an verkauften Frischeprodukten steigt, beträgt aber nur sieben Prozent. Bauern müssen weder verteufelt noch verklärt werden. Sie sind Produzenten unserer Nahrung – die in Österreich Gott sei Dank besonders hohe Qualität hat. - Martina Salomon