Donald Trumps böses Spiel mit dem Öl
Von Irmgard Kischko
Das hat der Ölmarkt gerade noch gebraucht: Während die Ölförderländer seit Monaten damit kämpfen, der Nachfrage einigermaßen nachzukommen, droht US-Präsident Donald Trump auch noch, den Iran aus dem fragilen Ölmarkt zu kippen. Was er damit auslöst und welche Auswirkungen das auf die Öl- und in Folge die Benzinpreise hat, beantwortet der KURIER im Folgenden:
Kann Trump andere Ländern überhaupt zu einem Importstopp für iranisches Öl zwingen?
Rein rechtlich gesehen kann er das nicht. Trump spielt das Thema aber in seiner Wild-West-Manier: Mach, was ich sage, oder ich schieße. Soll heißen: Er droht den Ölimportländern US-Sanktionen gegen ihre Unternehmen an, falls sie Öl aus dem Iran kaufen. Auf diese Art hat er schon die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran durchgesetzt.
Wie wichtig ist der Iran am internationalen Ölmarkt?
Das Land verfügt über große Ölreserven, allerdings ist seine Fördertechnologie veraltet. Aktuell produziert der Iran rund vier Millionen Fass Öl am Tag und exportiert davon 2,5 Millionen Fass täglich. Die 14 OPEC-Staaten gemeinsam liefern etwas mehr als 30 Millionen Fass Öl täglich.
Wie reagiert der Ölpreis?
Der Preis für das Fass Nordseeöl ist um mehr als zwei Prozent gestiegen nach der Androhung Trumps, ab 4. November Sanktionen für Länder, die Öl aus dem Iran beziehen, einzuführen. Bis Mittwochnachmittag hat sich der Preisanstieg auf plus 0,7 Prozent reduziert. Öl-Analyst Tamas Pletser von der Erste Group sieht den Ölpreis tendenziell aber weiter steigen. Damit werden auch die Spritpreise nach oben ziehen.
Welche Länder kaufen Öl im Iran?
Irans Ölexporte von 2,125 Millionen Fass am Tag im Jahr 2017 gingen nach Asien und Europa. Die USA bezogen gar kein Öl aus dem Land, sie betrifft der Importstopp daher auch nicht. Asiatische und pazifische Staaten kauften im Vorjahr laut OPEC-Statistik 1,3 Millionen Fass Öl täglich im Iran, Europa 755.000 Fass.
Importiert Österreich iranisches Öl?
2017 kamen rund 286.700 Tonnen Öl aus dem Iran nach Österreich. Das sind gerade einmal vier Prozent aller Ölexporte. Ein Verzicht auf iranisches Öl wäre daher wohl kaum ein Problem.
Betrifft die Drohung Trumps die OMV?
Das Unternehmen selbst macht keine Angaben zu den Ölimporten. Der Großteil des Bezugs aus dem Iran dürfte allerdings durch die OMV erfolgen. Zudem hatte der Konzern mit der iranischen Ölgesellschaft NIOC eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Untersuchung von Ölfeldern im Westiran unterzeichnet. Die Aktivitäten liegen seit Längerem auf Eis.
Ist der Iran der wichtigste Faktor für den Ölpreis in nächster Zeit?
Der Iran ist wichtig, zumal er ein vergleichsweise großer Ölexporteur in der Gruppe der OPEC-Staaten ist. Aber er ist derzeit nicht der einzige negative Faktor am Ölmarkt. Die OPEC-Staaten sind wegen einer Reihe von politischen und wirtschaftlichen Problemen nicht in der Lage, die Ölnachfrage ausreichend zu decken. Das ist auch der Grund für den Ölpreisanstieg der vergangenen Monate. Rohöl hat sich seit Jänner um gut ein Viertel verteuert und ist fast doppelt so teuer wie vor einem Jahr.
Haben auch andere Ölländer Probleme?
Ja. Venezuelas Ölförderung steht am Rande des Zusammenbruchs. Das Land hat im Vorjahr noch 1,45 Millionen Fass Öl am Tag exportiert. Öl-Experte Pletser glaubt, dass die Menge bald unter eine Million Fass sinken wird. Venezuela schafft es nicht mehr, seine Ölanlagen zu reparieren, zum Teil fehlt der Treibstoff, um die Anlagen zu betreiben. Auch das OPEC-Land Angola kann seine Förderquote nicht mehr erfüllen. Seine Ölfelder sind teilweise leer gepumpt. Dazu kommen noch neue Kämpfe in Libyen, Rebellen haben Ölfelder unter ihre Kontrolle gebracht.
Könnten andere Förderländer diese Ausfälle ausgleichen?
Saudi-Arabien und Russland haben nach der OPEC-Sitzung vergangenen Freitag angekündigt, mehr Öl zu fördern. Ein Ausgleich der Ausfälle wird ihnen und einigen kleineren Ölstaaten aber nicht gelingen. Pletser ist überzeugt, dass der Ölpreis weiter steigen wird.