Wirtschaft

DO&CO hat Fußball-WM im Visier

Lissabon, Österreich, Polen/Ukraine und 2016 Paris. Kein Caterer hat so oft die VIP-Gäste von Fußball-Europameisterschaften verköstigt wie die 10.000 Mitarbeiter große DO&CO-Gruppe. Warum nicht auch die Weltmeisterschaft? Konzerngründer und Chef Attila Dogudan hält sich noch bedeckt, meint aber, grundsätzlich ergebe die Sache schon Sinn: "Wenn wir gefragt werden, werden wir was tun..."

Die nächsten Austragungsländer Russland (2018) und Katar (2022) wären von der Entfernung her überschaubar und leichter zu organisieren als etwa Südafrika. Da Euro und WM alternierend stattfinden, wäre der Catering-Tross des börsenotierten Gourmetkonzerns auch besser ausgelastet.

Die FIFA verkauft das gesamte WM-Paket an einen Meistbieter, der vergibt dann an Sublieferanten. Wenn, dann käme DO&CO als Subunternehmen infrage. Für die WM in Russland müssten bereits heuer die Weichen gestellt werden.

Euro Frankreich

Die Euro in Frankreich ist von der Dimension weit größer als die bisherigen Europameisterschaften. 150.000 bis 200.000 VIP-Gäste, 51 (statt bisher 31) Spiele in zehn Stadien. An sich schon bemerkenswert, dass ein österreichisches Unternehmen in Frankreich aufkochen wird. DO&CO wird die Euro unter der Marke der französischen Tochter Hediard bespielen. Das Headquarter am prestigeträchtigen Place de la Madeleine wird derzeit generalsaniert und muss bis zur Euro fertig sein.

Ausbildungs-Akademie

Damit die Qualifikation der Mitarbeiter mit der rasanten Expansion Schritt halten kann, will Dogudan heuer ein Ausbildungszentrum in der Wiener Innenstadt eröffnen. Auf 4000 Quadratmeter werden die in- und ausländischen Mitarbeiter geschult, "vom Koch bis zum Controller". Außerdem wird derzeit ein eigenes Mitarbeiterhotel errichtet. Neben Profi-Lehrern will auch der Boss selbst unterrichten, der rund fünf bis zehn Millionen Euro jährlich in dieses "Elite-Schulungszentrum" investieren will.

Auch sonst hat Dogudan heuer noch viel vor. Auf der EXPO in Mailand betreut DO&CO die Pavillons von Etihad und Oman Air. In London wird nach Wien demnächst das nächste Nespresso-Café aufgesperrt und das gemeinsame Konzept mit Nestle getestet. Das ÖBB-Catering "Henry am Zug" ist heuer erstmals in die schwarzen Zahlen gekommen. Das geplante Konzept, dass Bahnfahrer von ihrem Platz aus per Handy ihre Bestellung aufgeben können, ist erst bei lückenloser Internet-Verbindung auf den Zügen umsetzbar. "Kommt wahrscheinlich erst mit der nächsten Generation der Züge", meint Dogudan.

Sonderdividende

Die Aktionäre können sich für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2014/15 über eine Dividende von 0,85 Euro plus 0,35 Euro Bonus freuen. Der Konzern, der zu 60 Prozent in Streubesitz steht und an den Börsen Wien und Istanbul notiert, steigerte den Umsatz um 25 Prozent auf 796 Millionen Euro. Das Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) erhöhte sich um 14,8 Prozent auf 53,5 Millionen Euro.

Alle drei Standbeine - Airline Catering, Event Catering sowie Restaurants, Lounges und Hotels - legten kräftig zu. In Wien werden täglich rund 50.000 Essen frisch zubereitet, in Istanbul an Spitzentagen rund 190.000 Mahlzeiten. Der Standort Istanbul "ist die größte Frischküche Europas" (Dogudan).

Weiteres Wachstum

Die jetzige Dimension der Gruppe ist für Dogudan eigentlich erst der Anfang. Man sei "der Kleinste unter den Größten, aber der ertragsstärkste und mit der Mehr-Marken-Strategie am besten aufgestellt". Im Airline-Catering sei das Wachstum "dort am größten, wo wir am meisten Wettbewerb haben", nämlich in London, New York, Istanbul, Frankfurt und München. In London-Heathrow betreibt DO&CO jetzt auch die Senator- und Business-Class-Lounge für die Lufthansa, die eine eigene Gourmet-Tochter hat.

Ein Teil des Hotels in Istanbul, ein gemeinsames Projekt mit Turkish Airlines, wird voraussichtlich zu Jahresende 2015 aufgesperrt. Der zweite Flügel der 100 Zimmer großen Luxusherberge am Bosporus einige Monate später.