Geschichte der Bankomaten
Vor 38 Jahren, 1978, haben sich zehn österreichische Banken dazu entschlossen, nach belgischem Vorbild ein Netz an Bankomaten in Österreich aufzubauen. Organisatorisch verantwortlich war dafür die GABE, die Geldausgabebetriebsgesellschaft. Zwei Jahre später, 1980, wurde dann der erste Bankomat in Wien in Betrieb genommen – die ersten drei standen in der Schottengasse, am Graben und am Stock-im-Eisen-Platz. Noch im ersten Jahr wurden von IBM 35 Bankomaten in Österreich aufgestellt, der Gesamtbedarf für das Land wurde auf 300 bis 400 Bankomaten geschätzt. Vergeben wurden die Standplätze von einer Standortkommission und diese richtete sich in erster Linie nach Entfernungen und der Einwohnerzahl einer Region. Geplant wurde das alles auf der Landkarte und das Ziel war es, dass die einzelnen Bankomaten wirtschaftlich betrieben werden konnten. Im Gegensatz zu anderen Ländern war die Benützung für die abhebenden Kunden immer schon kostenlos. In einem nächsten Schritt wurden vermehrt Bankomaten in den Foyers der Geldinstitute bereitgestellt – damit erübrigte sich die Arbeit der Kommission.
"Mit den Bankomaten in den Foyers haben die Banken ihren Kunden ein Service geboten und gleichzeitig ihren Kundenkontakt reduziert", erinnert sich Karl Grünberger, der damals für die Raiffeisen in der Standortkommission saß. Bereits 1993 wurde das Unternehmen GABE in Europay und später in die Unternehmen PayLife (heute Six) und PSA umgewandelt. Six kümmert sich heute um das Kreditkartengeschäft, die PSA ist für die Bankomatkarten verantwortlich. Wobei Kreditkarten in Österreich erst seit Anfang der 90er-Jahre eine Rolle spielen. Seit den Anfängen, als das erste Bankomatnetz noch über die Telefonleitung abgewickelt wurde, haben sich die Sicherheitsstandards deutlich erhöht. Dazu beigetragen haben unter anderem verschlüsselte Hochgeschwindigkeitsstandleitungen oder auch Kameras. Ein großes und bis heute wichtiges Sicherheitsupdate kam 1995. Die Magnetstreifen konnten – vor allem international – viel zu einfach ausgelesen werden. Deswegen entschied man sich für die Einführung und den Ausbau des Chip-Systems. Dieses ist deutlich sicherer und heute auch Basis mobiler Bezahltechnologien, da sich die Chips auf den Karten und Handy-SIM-Karten grundsätzlich ähneln und nach dem heutigen Stand der Technik nicht ausgelesen werden können.
Quick City Eisenstadt
Eine besondere Rolle kam 1994 und 1995 Eisenstadt zu. Die burgenländische Hauptstadt wurde ausgewählt, um die Chiptechnologie nach internationalen Standards und die elektronische Geldbörse Quick zu testen. In der Folge wurde dann ab 1995 flächendeckend die Chiptechnologie auf die Bankomatkarten aufgebracht und ebenso die Quick-Börse. Dieses Quick-System ermöglicht es, dass ein Betrag direkt auf die Karte gebucht werden kann und dann kleine Beträge direkt mit dieser Karte bezahlt werden können. Dazu benötigen die Bezahlterminals keine Online-Verbindung mit den Banken. Das System ist als nationale Lösung entwickelt worden und von Schulkantinen bis Zigarettenautomaten im Einsatz. Auch in vielen Waschsalons, Parkautomaten und Betrieben wurde es vom Unternehmen PayLife angeboten. Mit Ende Juli 2017 wird das System endgültig eingestellt.
In Österreich waren 2014 an die 8700 Bankomaten im Betrieb. Durch weitere Standplätze in Supermärkten und in Hotels sind mittlerweile laut Schätzungen etwa 9000 Geldausgabeautomaten in Betrieb. Karl Grünberger sieht Österreich als "Over-Automated": "So viele Bankomaten sind nützlich für den Tourismus, lassen sich aber wohl nur schwer wirtschaftlich betreiben." Noch kritischer sieht er aber Zahlströme, die nicht über die Bankinstitute abgewickelt werden, sondern etwa über aktuell große Player wie Apple, Samsung oder Google: "Hier ergibt sich eine Lücke in der Überprüfung der Kreditwürdigkeit, die auch für die Kunden nachteilig ist."
- von Martin Mühl
Belgien war damals das Vorbild. Was waren aber die Gründe dieses Thema konkret anzugehen?
Karl Grünberger: Die österreichischen Banken wollten einen innovativen Schritt setzen und die Industrie, damals war das IBM, hatte ein entsprechendes Angebot.
Wie waren die Reaktionen?
Die waren durchwegs positiv, kritische Stimmen hat es eigentlich keine gegeben. Damals war die Selbstbedienung noch nicht so ausgeprägt und es war "schick", sich Geld zu später Stunde vom Automaten zu holen.
Wie hat sich die Sicherheit entwickelt?
1995 haben wir die Einführung des Chip auf der Karte beschlossen, das war ein großer Schritt für die Sicherheit. Außerdem wurde die Multifunktionalität der Automaten verbessert, die immer mehr andere Funktionen als nur das Geld abheben ermöglichten. Darüber hinaus wurde die Sicherheit immer weiter entwickelt: Es wurden Kameras eingeführt oder auch die Hardware sicherer gemacht.
Welche Rolle spielen die Banken heute im Vergleich zu damals?
Die Banken geben die "Brot und Butter"-Aktivitäten wie Kassa, Einzahlungen, Zahlungsverkehr immer mehr in Selbstbedienung, indem sie diese rund um die Uhr für den Kunden möglich machen. Sowie das Electronic Banking. Deswegen liegt die Konzentration immer mehr auf qualifizierter Beratung – und es gibt natürlich Unterschiede in der Philosophie der Beratung zwischen Stadt und Land.