Die Quelle sprudelt wieder - dank Online-Handel
Von Anita Staudacher
Marken haben eine lange Lebensdauer. Das weiß auch der deutsche Versandhandelsriese Otto, der 2010 die Traditionsmarke Quelle aus der Konkursmasse kaufte und sie als reinen Online-Shop weiterführte. Mit günstigen Haushaltsgeräten wie der Eigenmarke Privileg und Elektronikware sollte Quelle vor allem Mediamarkt/Saturn angreifen.
Umsatzplus
Fünf Jahre später zieht die österreichische Otto-Tochter Unito eine erfolgreiche Bilanz: "Quelle erweist sich seit ihrer Revitalisierung als wahre Perle im Online-Handel. Wir wachsen drei mal so stark wie der Markt", frohlockt Harald Gutschi, Geschäftsführer der Unito-Gruppe. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz 2015 um 20 Prozent, im Bereich Haushaltstechnik um 32 Prozent. Der gesamte Internet-Einzelhandel legte im Vorjahr um sieben Prozent zu.
Mit konkreten Zahlen geizt man zwar bei Unito, das vor fünf Jahren gesetzte 100-Millionen-Umsatzziel für Quelle Österreich, Deutschland und die Schweiz sei jedoch schon erreicht. Die Entscheidung, sehr früh auf die Online-Einkäufer zu setzen, habe sich als richtig erwiesen, so Gutschi. Vor allem der Einkauf über mobile Endgeräte werde in den nächsten Jahren noch rasant steigen.
Die Bestseller sind im Web aber nach wie vor die Gleichen wie früher beim Katalog: Waschmaschinen, Mikrowellen, Einbauherde, Kaffee-Voll-automaten und TV-Geräte. Im Gegensatz zu manch Mitbewerbern bietet Quelle hier auch umfangreiche Serviceleistungen wie Aufstell- und Anschluss-Service von Geräten an.
Ex-Quelle-Mitarbeiter
Der Erhalt der Marke Quelle sicherte die Jobs bei einigen Zulieferern und Zustellern. Aber wie erging es den mehr als 1000 Mitarbeitern nach der Schließung des Quelle-Werks in Linz? Etwa die Hälfte davon kam unmittelbar danach wieder am Arbeitsmarkt unter, einige von ihnen landeten bei Mitbewerbern. Die 20 Lehrlinge konnten ihre Ausbildung bei Partnerbetrieben absolvieren, 30 ältere Beschäftigte überbrückten die Zeit bis zur Pension bei sozialökonomischen Betrieben.
490 Betroffene traten 2010 in eine eigens gegründete Arbeitsstiftung ein, um sich höher zu qualifizieren. Die meisten wählten Ausbildungen im kaufmännischen sowie Gesundheits- und Sozialbereich. Nach Auslaufen der Stiftung Ende 2014 waren noch 97 ehemalige Quelle-Mitarbeiter auf Arbeitsuche. Der Großteil von ihnen dürfte inzwischen wieder einen Job haben oder in Pension sein, heißt es beim AMS, das den Quelle-Akt inzwischen geschlossen hat. Für das Betriebsgebäude konnte ebenfalls eine Nachnutzung gefunden werden, heute ist unter anderem das Berufsförderungsinstitut bfi dort ansässig.
Quelle wurde 1927 vom deutschen Kaufmann Gustav Schickedanz gegründet und zählte jahrzehntelang zu den bekanntesten Marken in Deutschland und Österreich. Der rund 1000 Seite starke Hauptkatalog bot zuletzt mehr als 70.000 Artikel an. 1999 fusionierte das Unternehmen mit Karstadt zu Karstadt-Quelle und ging später in der Arcando-Gruppe auf. 2009 kam der Absturz – unter anderem deshalb, weil man zu spät auf das Internet setzte.