Wirtschaft

Die Metaller haben eine Chance vertan

Kein Mensch kann 17 Stunden lang ohne Ermüdungserscheinungen durchverhandeln. Auch nicht Sitzungsmarathon-gestählte Tarifpartner. Dementsprechend sieht der Metaller-Abschluss aus. Beide Seiten brauchen auf dieses Ergebnis nicht stolz zu sein.

Wieder wurde nur um Prozente und Promille gefeilscht. Natürlich ist es wichtig, was dabei rauskommt. Sind die Abschlüsse zu üppig, wird’s für exportorientierte Branchen im internationalen Wettbewerb eng. Fallen sie zu niedrig aus und liegen unter der Inflationsrate, wird die für den Inlandskonsum maßgebliche Kaufkraft gedämpft. Ganz zu schweigen von der Steuerprogression, die den Arbeitnehmern ohnehin wieder einen großen Teil ihrer Lohnerhöhungen frisst. Und für den Wirtschaftsstandort Österreich ist es kein Nachteil, dass die Verhandlungen ohne Eskalation über die Bühne gingen.

Zukunftsorientiert ist dieser Abschluss nicht.

Das Arbeitszeit-Korsett, nicht nur für die Metaller, ist in Österreich nach wie vor viel zu starr. Unternehmen kommen regelmäßig mit dem Gesetz in Konflikt, wenn zu Spitzenzeiten der tägliche und wöchentliche Höchstrahmen überschritten wird. Die Gewerkschaften befürchten, nicht ganz zu Unrecht, dass Flexibilisierung die Überstundenzuschläge kostet. Doch Spitzenmanager wie Siemens-Chef Wolfgang Hesoun, der vor Kurzem im KURIER-Interview Verständnis für die Sorgen der Gewerkschaft zeigte und von der Notwendigkeit einer fairen Lösung sprach, sind keine Scharfmacher, die ihren Mitarbeitern nur die Löhne herunterreißen wollen. Die Unternehmen können es sich nicht aussuchen, wann sie die Leistung ihrer Mitarbeiter brauchen.

Sie benötigen sie dann, wenn Nachfrage und Aufträge es erfordern. Im Wettbewerb der Standorte und der Unternehmen wird Flexibilität immer wichtiger. Übermüdete Lohnverhandler sind damit offenbar überfordert.

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