Wirtschaft

Österreichs Wirtschaft wächst das zwölfte Jahr rascher als die Eurozone

„Das Dutzend ist voll“, freut sich WIFO-Chef Karl Aiginger. Den Wirtschaftsforscher macht „vorsichtig stolz“, dass Österreichs Wirtschaft heuer mit einem prognostizierten Wachstum von einem Prozent das zwölfte Mal in Folge schneller wächst als der Durchschnitt der Europartner. Aber deshalb nur vorsichtig stolz, weil „Reformstillstand“ und „Populismus“ die Konjunkturerholung in Österreich bedrohen und die Probleme Europas niemanden freuen können.

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Bis auf die Schweiz und Deutschland geht es allen heimischen Nachbarn schlecht. Die Eurozone stagniert heuer bestenfalls, Italiens Wirtschaft dürfte sogar um 1,3 Prozent schrumpfen.

Doch auch in Österreich ist ein wirklicher Aufschwung, der das Wort auch verdient, noch in weiter Ferne. Für das kommende Jahr sagen WIFO und das Institut für Höhere Studien zwar ein Wachstum um 1,8 Prozent voraus, doch das reicht nicht aus, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Im Gegenteil: Inklusive der AMS-Schulungsteilnehmer rechnen die Experten in beiden Jahren mit 350.000 Arbeitssuchenden, was für Österreich ein historisch hohes Niveau ist.

Einkommensverlust

Genauso wenig können durchschnittliche Arbeitnehmer von der Konjunkturerholung profitieren. Im Geldbörsel bleibt nach Abzug der Inflation und der Lohnsteuer, also netto und real, nichts über. Heuer setzt es mit minus 0,1 Prozent sogar einen kleinen Nettoreallohnverlust, wie das die Ökonomen nennen. Und das vorhergesagte Mini-Plus um 0,2 Prozent im Jahr 2014 wäre der erste reale Netto-Lohnanstieg seit vier Jahren – magere Zeiten also.

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Volkswirtschaftlich gesehen hat diese Lohnpolitik (samt der ihr zugrunde liegenden Produktivitätsentwicklung) dazu geführt, dass die Wettbewerbsfähigkeit in der Krise erhalten werden konnte, der Euro also nicht zu teuer wurde, wie IHS-Chef Christian Keuschnigg sagt. Österreich zählt deshalb zu jenen wenigen EU-Ländern, deren Wirtschaftsleistung wieder über dem Vorkrisenniveau liegt (konkret 2,6 Prozent höheres BIP als 2008).

Den Einzelnen kann diese Lohnentwicklung aber kaum freuen. Die Folge ist, dass auch der Privatkonsum nur um 0,6 Prozent zulegen kann. Und das auch nur, weil die Inflation sinkt und die Beschäftigung leicht wächst.