Wirtschaft

Die Ära von Öl und Gas dauert noch Jahrzehnte

Umweltorganisationen, aber auch potente Investoren setzen längst auf ein Ende des Öl-Zeitalters und forcieren die erneuerbaren Energiequellen wie Wind oder Sonne. Tatsache aber ist: Energie-Revolutionen dauern lange – laut der jüngsten Weltenergieprognose des Ölkonzerns BP jedenfalls Jahrzehnte. Bis zum Jahr 2035 dominieren demnach die fossilen Energien das Wachstum des Weltenergieverbrauchs und haben auch dann noch einen Anteil von 80 Prozent am globalen Bedarf.

Treiber des Wachstums von Öl und Gas sind nicht mehr die Industrieländer, sondern die Schwellen- und Entwicklungsländer. Dort wird sich der Pkw-Bestand bis 2035 auf 1,5 Milliarden verdreifachen, während sich die Zahl der Fahrzeuge in den Industrieländern kaum ändert. Die gute Nachricht ist allerdings, dass der Treibstoffverbrauch je Pkw deutlich zurück geht. Derzeit liegt dieser laut BP bei acht Liter auf 100 Kilometer, 2035 soll er auf 4,5 Liter je 100 Kilometer sinken. Der große Verlierer unter den fossilen Energien ist Kohle, die nach kräftigen Zuwachsraten seit 2000 künftig auf ein jährliches Plus von nur noch 0,5 Prozent zurückfallen wird.

Erneuerbare wachsen rasant

Betrachtet man die prognostizierten Wachstumsraten der einzelnen Energieträger in den nächsten 20 Jahren, wird allerdings klar, dass ein fundamentaler Umbruch im Weltenergieverbrauch im Gange ist. Denn während der Ölverbrauch nur noch um 0,9 Prozent pro Jahr wächst und jener von Gas um 1,8 Prozent, legt jener von erneuerbaren Energien um 6,6 Prozent zu. Ihr Anteil am Weltenergieverbrauch wird aber auch 2035 noch keine zehn Prozent erreicht haben. "Das ist eine normale Entwicklung. Auch die Umstellung auf Öl ab 1908 ging nicht rascher vor sich", erklärt BP-Energieanalyst Richard de Caux. Nicht nur die EU treibe die Energiewende voran. Bis 2035 werde der Anteil der Erneuerbaren in den USA und China sogar größer sein als in Europa.

Unterstützt wird der Ökoenergie-Boom durch den Rückgang der Kosten für Windräder und Fotovoltaik-Anlagen. Nach Einschätzung der BP-Experten wird Windenergie in den nächsten 20 Jahren um durchschnittlich 25 Prozent und Sonnenenergie sogar um 40 Prozent billiger. Diese Entwicklung ist ein nur kleiner Lichtblick für das Weltklima. Denn die CO2-Emissionen werden nur noch um 0,9 Prozent statt zuletzt um 2,1 Prozent pro Jahr wachsen, lautet die Prognose. Das heißt aber auch: Bis 2035 nehmen diese Emissionen um ein Fünftel zu.