Deutschland: Anti-Stress-Gesetz auf Schiene
Von Dietmar Kuss
In unserem Nachbarland gab es 2011 52 Millionen Fehltage wegen psychischer Leiden. Jetzt wollen die Länder mit einer sogenannten "Anti-Stress-Verordnung" gegensteuern und die Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichten, ihre Angestellten vor Stress zu schützen. Die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) will das möglichst schnell durchsetzen. Das Thema psychische Belastung am Arbeitsplatz habe inzwischen eine enorm hohe gesellschaftliche Relevanz. Die Zahl der Erkrankungen sei so hoch, dass es inzwischen ernsthafte Schäden für die Volkswirtschaft und für die Sozialkassen gebe. "Der Bundestag sollte unserer Initiative deshalb folgen", sagte sie der Süddeutschen Zeitung.
Bereits heute bringt Hamburg und fünf weitere Bundesländer die "Verordnung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch psychische Belastungen bei der Arbeit" in die Länderkammer ein. Die neue Verordnung sieht vor, dass Arbeitgeber verpflichtend Schutzmaßnahmen gegen schädliche psychisch krankmachende Faktoren trifft. Dabei muss durch eine Befragung im Betrieb ermittelt werden, wie hoch die Belastung eingeschätzt wird. Geregelt werden sollen in diesem Zusammenhang auch der Arbeitsrhythmus - verlorene Freizeit muss so schnell wie möglich nachgeholt werden. Bei flexiblen Arbeitszeiten sind Arbeit und Freizeit klar zu trennen.
Fürsorgepflicht
In Österreich gibt es im Angestelltengesetz einen Passus, der besagt, dass Arbeitgeber verpflichtet sind, "alle Einrichtungen bezüglich der Arbeitsräume und Gerätschaften herzustellen und zu erhalten, die mit Rücksicht auf die Beschaffenheit der Dienstleistung zum Schutze des Lebens und der Gesundheit der Angestellten erforderlich sind". Mehr Infos siehe hier: § 18. AngG Fürsorgepflicht
Zwischen 50 und 60 Prozent aller Krankenstände sind auf Stress am Arbeitsplatz zurückzuführen, sagen internationale Studien. Die gesamtwirtschaftlichen Kosten durch verminderte Arbeitsleistung und -produktivität betragen in Österreich bis zu 3,3 Milliarden Euro.